150 Jahre Straßenbahn: Ein Buch zeigt Leipzigs mobile Seite
von Simone Liss | 02.05.2022
05.02.2022
Es gibt viele Gründe , sich zu ärgern oder zu freuen: die Straßenbahn, die einem vor der Nase wegfährt; der Bus, der Verspätung hat; der Fahrer, der nach dem Fußballspiel die ganze Bahn unterhält; die Mitarbeiterin des Service-Centers, die einen tollen Tipp hat…
So unterschiedlich können die Erlebnisse im Öffentlichen Personennahverkehr sein. Mannigfaltig sind auch die Erwartungen jedes Fahrgastes. Diese Erfahrung macht der Fahrgastbeirat der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) Tag für Tag.
Sie haben ein offenes Ohr für die Fahrgäste der LVB: Meret-Sophie Noll, André Winkler (r.) und Steffen Palm (l.).
Alle Wünsche und Sorgen der LVB-Kunden unter einen Hut zu bekommen, ist manchmal gar nicht so einfach. „Doch um gemeinsam auf einen Nenner zu kommen, ist es wichtig, im Gespräch zu bleiben,“ ist sich Meret-Sophie Noll sicher. Die überzeugte Vielfahrerin hat in Leipzig studiert und engagiert sich bereits seit 2017 im Fahrgastbeirat und vertritt seit 2018 sogar als Sprecherin die Bürgerinnen und Bürger. An ihrer Seite steht André Winkler. Hauptberuflich arbeitet er im Behindertenverband Leipzig e. V. und bringt seit 2012 auch die Interessen mobilitätseingeschränkter Fahrgäste ein. Die beiden und rund 20 weitere ehrenamtliche Mitglieder wirken als Bindeglied zwischen LVB und den Fahrgästen und treffen sich etwa sechs Mal im Jahr.
„Alles was die Fahrgäste beschäftigt – Probleme, aber auch Dinge, die sie positiv finden – werden von uns gebündelt und an die LVB weitergegeben“, erklärt Winkler. Denn für die LVB ist der Fahrgastbeirat ein beratendes Gremium, welches sie dabei unterstützt, sich im Sinne der Fahrgäste weiterzuentwickeln. „Unsere Stadt lebt von der Vielfalt der Menschen. Unsere Mitarbeitenden sind täglich im intensiven Austausch mit den
Leipzigerinnen und Leipzigern. Dadurch kennen und verstehen wir die Bedürfnisse der Menschen und unterstützen sie dabei, ihre individuellen Ziele jeden Tag aufs Neue zu erreichen“, sagt Steffen Palm, Leiter Marktkommunikation bei den Leipziger Verkehrsbetrieben.
Das Service-Center der LVB in der Markgrafenstraße.
Die Themen, die im Fahrgastbeirat besprochen werden, sind so vielfältig wie die Fahrgäste selbst. Das liegt auch daran, dass die Mitglieder einen breiten Querschnitt der Gesellschaft widerspiegeln, um möglichst viele Interessen zu vertreten. Der Fahrgastbeirat besteht aus zehn repräsentativ gewählten und unabhängigen Bürgern sowie ständigen Vertretern von Leipziger Institutionen. Die meisten von ihnen sind selbst viel mit Straßenbahn und Bus unterwegs und haben damit auch einen guten Blick für Schwierigkeiten. Aber auch die LVB treten mit wichtigen Themen an den Fahrgastbeirat heran. „Die LVB müssen uns ja auch Futter geben. Denn wenn zum Beispiel neue Baustellen an stehen, die ja für eine funktionierende Infrastruktur wichtig sind, dann bringt es nichts, uns erst dann mit ins Boot zu holen, wenn die Straße schon aufgerissen ist“, erklärt Noll. „Es ist halt ganz wichtig, im Dialog zu bleiben und beide Seiten zu verstehen. Nur so kann man vermitteln. Es lässt sich ja auch nicht alles durch die LVB lösen.
Ein Dauerbrenner ist zum Beispiel der Hauptbahnhof. Die Fahrgäste sind oft unzufrieden, dass dort alles so eng ist und dadurch das Umsteigen erschwert wird. Das hat eher was mit den räumlichen Gegebenheiten als mit den LVB zu tun“, sagt Winkler.
Alle vier Jahre wird der Fahrgastbeirat neu gewählt. Im November 2022 ist es wieder soweit (Corona-bedingt um ein Jahr verschoben). Dann hat jeder Leipziger die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen. Bei Meret-Sophie Noll war es übrigens damals eher Zufall. Ihr fiel eines Tages ein Plakat in der Straßenbahn auf, auf dem die LVB für die Wahl zum Fahrgastbeirat warben. „Da habe ich mir gedacht: Ich fahre ja jeden Tag, da wäre es doch super, wenn ich selbst mitwirken könnte“, lacht Noll. Gesagt getan. Die Studentin füllte einfach das Bewerbungsformular aus, legte kurz ihre Motivation dar und schon war sie drin. „Man braucht auch kein Spezialwissen. Sobald man regelmäßig mit Straßenbahn oder Bus fährt, hat man ja schon eigene Erfahrungen gemacht.“
Und 2022 steht sogar eine große Feier an. Dann wird der Fahrgastbeirat 25 Jahre alt. Die Planungen dazu laufen. Bis dahin hört der Fahrgastbeirat sicher noch viel Kritik, Lob und Wünsche.
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Service-Center Markgrafenstraße 2 (Ecke Petersstraße)
Mobilitätszentrum am Hauptbahnhof, Servicezeiten Montag – Freitag von 8 bis 20 Uhr, Samstag 8 bis 16 Uhr
Servicetelefon: 034119449