Große Unterstützung für kleine PV-Anlagen
von Simone Liss | 22.08.2024
von Simone Liss | 26.07.2023
Ein Shoppingcenter mit eigenem Solarkraftwerk: Auf dem Dach des Paunsdorf Centers (P.C.) beginnen die Leipziger Stadtwerke Ende Juli, Anfang August mit der Montage von fast 2.700 Solarmodulen – sie sollen rund 10.000 Quadratmeter der Überdachung bedecken.
Es wird nicht nur eine der drei größten Solaranlagen in Leipzig, sondern nach Angaben von Center-Manager Rainer Borst auch deutschlandweit die größte auf einem Shoppingcenter überhaupt.
Die Montage soll mehr als zwei Monate dauern. „Im Oktober 2023 ist alles technisch betriebsbereit, allerdings muss dann alles noch beim Netzbetreiber angemeldet und genehmigt werden“, sagt Stephan Klan, Vertriebsleiter für Großkunden bei den Leipziger Stadtwerken. Im Anschluss liefere das neue P.C.-Solarkraftwerk etwa 1,1 Millionen Kilowattstunden (kWh) pro Jahr, was dem Verbrauch rund 370 Einfamilienhäusern entspreche.
Stephan Klan sieht neben der Grünstrom-Erzeugung weitere Vorteile für das P.C.: „Energieeffizienz und Nachhaltigkeit sind auch für Einkaufszentren wie das Paunsdorf Center Standort-fördernde Maxime. Die Eigenversorgung mit Erneuerbaren Energien, die Förderung der Elektromobilität sowie die langjährige Partnerschaft mit lokalen Grünstrom-Lieferanten wie den Leipziger Stadtwerken sind Alleinstellungsmerkmale, die auf die Attraktivität der Shopping Mall einzahlen. Das Management des Paunsdorf Centers hat das Ziel, das Center sicher und nachhaltig mit Energie zu versorgen – die Leipziger Stadtwerke unterstützen das Paunsdorf Center dabei.“
Die Fachwelt misst die Leistungskraft von Solarparks zumeist in Megawatt Peak (MWp). Diese Maßeinheit gibt die Gesamtleistung einer Anlage unter optimalen Bedingungen an. Im Leipziger Stadtteil Plagwitz hatten die private Gröner-Group und das Energieunternehmen Gasag vor vier Jahren die bislang größte Photovoltaikanlage im Stadtgebiet errichtet. Sie füllt 9.600 Quadratmeter Dachflächen von früheren Industriehallen und bietet eine Leistung von 1,6 MWp. In Paunsdorf auf dem P.C. entstehen nun weitere 1,1 MWp, was jährlich 528 Tonnen Kohlendioxid vermeiden soll. Das entspricht der CO2-Menge, die 53 Leipziger durchschnittlich pro Jahr produzieren.
Möglichst viel von dem erzeugten Ökostrom soll gleich vor Ort im P.C. verbraucht werden, erläutert Borst. Etwa 30 Prozent des Verbrauchs der öffentlichen Bereiche des Einkaufszentrums lasse sich damit decken. „Wir selbst nutzen seit Jahren ausschließlich Grünstrom“, sagt der Center-Manager. Den liefern die Leipziger Stadtwerke – und zwar nicht allein für das P.C., sondern für alle Standorte des Betreibers Unibail-Rodamco-Westfield (URW) in ganz Deutschland.
Seit Jahren bestehe eine enge Kooperation zwischen dem regionalen Energieversorger und dem größten Shoppingcenter in Mitteldeutschland. Sie reiche von den inzwischen zehn Ladepunkten für Elektroautos, welche die Leipziger Stadtwerke auf dem Parkplatz betreiben (darunter zwei Schnelllader) bis zur Lieferung günstiger Fernwärme. Zur Philosophie des P.C. (das selbst noch vier weitere Elektro-Ladepunkte in den Parkhäusern anbietet) gehöre die Zusammenarbeit mit örtlichen Partnern, wo immer das möglich ist, betont Borst.
Die Leipziger Stadtwerke werden das neue Solarkraftwerk auch betreiben und warten, so Vertriebsleiter Klan. Bedenken, aufgrund solcher Anlagen in Zukunft weniger Strom verkaufen zu können, müsse das kommunale Unternehmen auf keinen Fall haben. Vielmehr werde der Strombedarf – gerade wegen der Energiewende – auch in Leipzig in den kommenden Jahren massiv wachsen: von heute 2,5 auf künftig etwa vier Terawatt. „Es ist absehbar, dass solche Mengen auf ökologische Weise nicht allein im Stadtgebiet erzeugt werden können“, sagt Klan. „Umso wichtiger sind alle Anlagen, die vor Ort in Leipzig entstehen können, weil sie naturgemäß den geringsten Energieverlust und ein Höchstmaß an Versorgungssicherheit bieten.“
Insgesamt verbraucht Leipzig aktuell im Jahr 10,5 Terawattstunden Energie: davon werden aktuell 2,2 Terawattstunden für die Strom-, 2,5 Terawattstunden für die Mobilitäts- und rund 5,5 Terawattstunden für die Wärme-Versorgung benötigt.