Windkraft fürs Klima: Französin Lara Forsans hat Job mit Zukunft bei den Leipziger Stadtwerken
von Annett Nicklaus | 08.10.2024
von Simone Liss | 24.11.2023
Wie halten Sie es mit Künstlicher Intelligenz? Diese postmoderne Gretchenfrage haben die Leipziger Stadtwerke klar und deutlich beantwortet.
Als erstes kommunales Unternehmen in Deutschland setzt der Leipziger Energieversorger bei der Planung von Erneuerbare-Energien(EE)-Anlagen für Gewerbe- und Großkunden auf eine innovative KI-gestützte Softwarelösung, mit der sich innerhalb kürzester Zeit komplexe Energiekonzepte erstellen lassen. elenova plan heißt das Tool, das Daten gruppiert und visualisiert, Gebäude nach Größe, Alter, Material filtert, Finanz- und Energiekennzahlen bündelt, Lastgänge und Spitzenlasten analysiert sowie Unterschiede der Varianten in Wirtschaftlichkeit und technischer Ausgestaltung aufzeigt. Die Software vereinfacht vielschichtige Managementprozesse und liefert innerhalb kürzester Zeit individuelle Energielösungen. elenova plan ist quasi ein digitaler Energieberater.
Nach dem Unterzeichnen der Kooperationsvereinbarung.
„Bisher wurden die Berechnungen mit verschiedenen Expertentools und Excel durchgeführt. Dies machte die Planung schon in der Vertriebsphase zeitintensiv. Auch das Beachten verschiedener Normen und Gesetze sowie Einbeziehen von Förder-Optionen benötigte Zeit“, sagt Stephan Klan, Vertriebsleiter der Leipziger Stadtwerke. „Nun ist es möglich, mit ein paar einfachen Angaben zu Verbrauchern und einer Auswahl von Erzeugungstechnologien eine optimale Energieversorgung für eine Eigenverbrauchslösung zu gestalten. Durch die Änderung weniger Parameter können weitere Varianten abgeleitet und verglichen werden. So kann der Vertrieb bereits mehrere Varianten mit dem Kunden besprechen, ohne dass unsere Planungsabteilung involviert werden muss.“ Damit könne der Vertrieb die Komplexität handhaben und schneller mehr Kunden bedienen.
Sabine Unseld (l.) und Christina Vogel.
Hinter der Software stecken die Start-up-Gründerinnen Sabine Unseld und Christina Vogel. Die promovierte Physikerin und die Wirtschaftsingenieurin bilden mit der Elektro- und Informationstechnikerin Anna Hlawatsch ein interdisziplinäres Trio, das unter dem Label Elena International in Berlin agiert. Im Rahmen des Spinlab Accelerator Programms der Handelshochschule, das auch die Leipziger Gruppe unterstützt, haben sie ihre Idee gepitcht und kamen so in Kontakt zu den Leipziger Stadtwerken. Gemeinsam entwickeln die Tech-Spezialistinnen Software-as-a-Service-Produkte für die Energiewende. SaaS-Produkte sind cloud-basierte Applikationen. Entwicklerinnen und Programmiererinnen wie Sabine Unseld und Christiana Vogel setzen auf einfache, intuitive Bedienbarkeit. „Wir nutzen KI beziehungsweise Verhaltensmodelle bei der Erstellung der Lastprofile und Optimierungsalgorithmen bei der Bestimmung der optimalen Größe zum Beispiel von Solaranlagen oder Wärmepumpen“, sagt Christina Vogel. Das honorieren Anwender wie Stadtwerke-Großkundenberater Manuel Clauß und seine Kunden.
„Wir beraten regelmäßig Großkunden, wie sie sich mithilfe von Effizienzmaßnahmen und durch den Einsatz erneuerbarer Energien zukunftssicher und nachhaltig aufstellen können. Bislang haben wir dafür selbst entwickelte Excel-Tools genutzt, mit denen wir die Fülle von Daten aufgenommen und weiterverarbeitet haben. Bei der Komplexität des Themas haben wir hinter verschlossenen Türen stundenlang gerechnet, bis wir unseren
Kunden ein adäquates Angebot unterbreiten konnten. Wofür wir zuvor acht Arbeitsstunden benötigt haben, sind es nun 30 Minuten“, sagt Manuel Clauß. „Nun sitzen unsere Kunden mit am Tisch und bekommen nach kürzester Zeit eine umfassende Analyse ihres Ist-Zustandes, genaue Prognosen und auch ein Angebot, das unsere Leistungen anschaulich zeigt.“
Zwischen Idee und der ersten Demo-Version.
Zwischen Idee und der ersten Demo-Version lag ein halbes Jahr – die Gründerzeit ist der Energiewende voraus. Doch das soll sich ändern. „Inzwischen haben wir 30 Unternehmen aus der Energiebranche auf unserer Plattform“, sagt Christina Vogel. „Was sie überzeugt? Die zugrundeliegende KI und entsprechende Verhaltensmodelle führen zu präziseren Ergebnissen, die es dem Vertrieb ermöglichen, Wohnungswirtschaft und Industrie sowie die Kommunen effizient zu beraten.“
Das Stadtwerke-Team um Stephan Klan und Manuel Clauß haben bereits weitere Pläne mit der KI-gestützten Software: „Im nächsten Schritt soll das Tool auch auf Elektromobilitäts– und Speicherlösungen erweitert werden. Wir können dann direkt sehen, welche Einsparungen und Effizienzvorteile die Installation einer PV-Anlage oder einer Wärmepumpe bringen oder die Kombination aus beiden. Das können wir gleich mit unseren Produkten verbinden und in ein Angebot gießen – ein echter Wettbewerbsvorteil“, sagt Manuel Clauß.
Sie heißen Bing, Bard, ChatGPT, DeepL oder Elenova Plan: KI-gestützte Computerprogramme, die es vermögen, alltägliche Arbeitsaufgaben zu übernehmen oder zu erleichtern. KI steht für Künstliche Intelligenz und bedeutet, dass Computer bestimmte Aufgaben und Probleme eigenständig erkennen und dann selbst eine Lösung finden – zum Beispiel, dass ein Auto bei Gefahr automatisch bremst. Künstliche Intelligenz ist auch in der Stadtverwaltung Leipzig angekommen. So wertet das Amt für Geoinformation beispielsweise Daten von Luftbildern, Drohnenflügen und Straßenbefahrungen mit einer KI aus. Das Verkehrs- und Tiefbauamt testet zudem ein System zur automatisierten Verkehrszählung. Voraussichtlich ab 2025 sei der Einsatz von KI an Ampeln geplant.
Bisher kommt KI vor allem in der Hightech- und Telekommunikationsbranche, in Operationssälen und bei der Steuerung der optimalen Leistung von Energieverbundsystemen wie Windparks, der Steuerung von Stromnetzen und dem Zusammenwachsen der Energiesektoren Strom, Wärme und Verkehr zum Einsatz. Nach einer Umfrage des Wirtschaftsforschungsinstitutes Ifo unter rund 9.000 Unternehmen wird Künstliche Intelligenz bereits von rund13 Prozent der Unternehmen in Deutschland genutzt. Weitere neun Prozent planten ihren Einsatz. Bei den Dienstleistern und im Handel liegt der Wert laut Umfrage bei rund 20 und im Baugewerbe bei 15 Prozent.