Baustart für Deutschlands größte Solarthermie-Anlage

von Peter Krutsch | 28.03.2024

In Leipzig-Lausen entsteht Deutschlands größte Solarthermie-Anlage. Sie hat eine süße Vorgeschichte.

Solarthermie Leipzig West Vogelperspektive Blick auf zukünftige Anlage

Für manche bedeutet Energie-Zufuhr das Futtern von Süßigkeiten. Andere denken dabei an die Nutzung von Sonnenkraft. Guido Wimmer kann beide Perspektiven bestens miteinander verbinden. Denn einerseits hat der Energie-Experte schon sieben Solar-Großprojekte deutschlandweit umgesetzt. Andererseits gibt es das Unternehmen, für das er arbeitet, nur, weil ein gewisser Alfred T. Ritter mit quadratisch-praktischen Leckereien weltweit Erfolge feierte. Dem Fabrikanten hatte die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986 die zur Produktion seiner Schokoladentafeln nötige Haselnussernte in der Türkei verstrahlt. Er suchte nach einer ökologischen Alternative zu Atomenergie und fand sie in der Solarthermie. 1988 wurde das Unternehmen Ritter Energie gegründet. Der einstige Branchen-Neuling ist mit seiner Marke Ritter XL Solar längst Marktführer für Großanlagen in Deutschland. Jetzt startet das Team mit den Leipziger Stadtwerken das mit Abstand größte Projekt seiner Geschichte.

„Modernste Technik. So effizient wie nur möglich."

Zwei Projektleiter für die Solarthermie Leipzig West auf der Baustelle

Arbeiten eng zusammen: Guido Wimmer und Erik Jelinek (rechts).

Baustart für ein Riesen-Projekt. Wimmer steht mit seinem Projektleiter-Kollegen Erik Jelinek von den Leipziger Stadtwerken am Rand eines riesigen Feldes in Leipzig-Lausen. Beide blicken über das Gelände. Im Hintergrund die Plattenbauten von Grünau. Im Vordergrund Bagger. Dazwischen Feld. Doch eigentlich sehen beide schon viel mehr. Sie sehen die Zukunft: die Solarthermie Leipzig West. „Ich habe schon mehrere Großprojekte verwirklicht – von Potsdam über Mühlhausen bis Greifswald. Das hier wird besonders. Ein Leuchtturm. Es wird für Jahre die größte Solarthermie-Anlage Deutschlands sein“, sagt Wimmer. Auch sein Ritter-Energie-Geschäftsführer, Matthias Johler, ist zum Start der Bauarbeiten mit in Leipzig: „Wir punkten dabei auch mit unserem modernsten, intelligenten System: ein Algorithmus steuert die Anlage so effizient wie nur möglich. Die Technik misst die Sonneneinstrahlung im Kollektorfeld und regelt entsprechend die Fließgeschwindigkeit des Wassers, welches in den Kollektoren erhitzt wird. Je weniger Sonne, desto langsamer fließt das Wasser, um sich zu erwärmen. Der Vakuum-Kollektor funktioniert zudem wie eine Thermoskanne – innen heiß, außen kalt", sagt Johler.

 

Fertigstellung im Jahr 2025

Weiter geht es dann in Zukunft für das bis zu 110 Grad heiße Wasser durch die nahen Fernwärmeleitungen zu den Fernwärmekunden der Leipziger Stadtwerke. "Nachhaltigkeit heißt für uns, Versorgungssicherheit und Klimaschutz zusammenzudenken und voranzutreiben. Die neue Anlage ist ein weiterer Beweis dafür. Wir erhöhen damit den Anteil erneuerbarer Energie in unserem Fernwärmesystem", sagt Karsten Rogall, Geschäftsführer der Leipziger Stadtwerke. "Im Sommer liefert die Anlage täglich bis zu rund 20 Prozent für den Leipziger Wärmebedarf, übers Jahr sind es im Schnitt rund 2 Prozent. "Ende des Jahres 2025 soll die Anlage fertig sein und ab 2026 Wärme einspeisen", ergänzt sein Geschäftsführer-Kollege Dr. Maik Piehler. Die Leipziger Stadtwerke investieren dafür rund 40 Millionen Euro, davon werden rund 16 Millionen Euro gefördert.

Von links: Dr. Maik Piehler, Dr. Gerd Lippold (Energie-Staatssekretär Sachsen), Matthias Johler und Karsten Rogall.

Von links: Dr. Maik Piehler, Dr. Gerd Lippold (Energie-Staatssekretär Sachsen), Matthias Johler und Karsten Rogall.

Wenn die Anlage steht, wird sich die Natur die Fläche wieder zurückholen. „Der Großteil des Areals sind nicht versiegelte Flächen, Blühwiese und Mischhecken. Damit das Grün unter den Kollektoren kultiviert wächst, setzen wir eine Schafherde ein“, sagt Jelinek. Sein Projekt-Partner Wimmer nickt. „Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass auch Kaninchen, Hasen, Igel, Insekten und Vögel hier eine Heimat finden werden“, sagt Wimmer.

Dr. Gerd Lippold, sächsischer Staatssekretär für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, betont: "Leipzig und seine Stadtwerke gehen voran beim Aufbau einer klimaneutralen Wärmeversorgung. Die neue Solarthermie Leipzig West zeigt, wie erneuerbare Energien und Artenschutz verbunden werden können. Leipzig stellt die Energiewende auf viele verschiedene Standbeine - von Projekten mit grünem Wasserstoff über Windenergie sowie Photovoltaik auf kommunalen Gebäuden bis hin zur nun entstehenden Solarthermie-Anlage im Leipziger Westen. Das alles sind wichtige Schritte auf dem Weg zur Klimaneutralität."

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