Die Geschichte des Leipziger Abwassers

von Leipziger Leben | 11.09.2020

Seit 1894 fließt das Leipziger Abwasser ins Rosental. Dort befindet sich das älteste und gleichzeitig größte Klärwerk der Stadt Leipzig.

Mehrere Klärbecken im Klärwerk Rosental. Das Wasser sieht braun und unruhig aus.

Täglich werden im Klärwerk Rosental rund 110.000 Kubikmeter Schmutzwasser von mehr als 660.000 Leipzigern umweltgerecht gereinigt. Das Klärwerk Rosental kann auf eine fast 130-jährige, äußerst bewegte Geschichte zurückblicken – aber wie kam es überhaupt dazu?

Leipziger Abwasser: Wie alles begann

Die Anfänge der Abwasserentsorgung in Leipzig liegen im Spätmittelalter. Um 1300 wurden bei Pflasterarbeiten in der Mitte der Straßen offene Gräben ausgehoben, die sogenannten „Abzuchten“.  Sie dienten dem Abtransport von Regen-, sowie Schmutzwasser und Abfällen. Diese schmutzigen Rinnsale stellten einen idealen Herd für die typischen mittelalterlichen Erkrankungen und Seuchen dar. Aber nicht nur für die Gesundheit der Leipziger war dies ein untragbarer Zustand. Auch die Gewässer wurden durch das ungeklärte Abwasser stark belastet. Denn es wurde direkt in die Natur geleitet.

Das Abwasser muss behandelt werden

Das Klärwerk Rosental auf einer historischen Aufnahme. Die Klärbecken sind aus der Vogelperspektive zu sehen. Das Bild ist in sepia.

Historisches Bild des Klärwerk Rosental.

Um dem ein Ende zu setzen gründete die Stadt Leipzig im Jahr 1700 eine Kommission. Sie sollte sich mit der Lösung der sogenannten „Schleusenwässer“ beschäftigen. Ziel war es, eine adäquate, zeitgemäße Alternative für die damals 17.000 Einwohner große Stadt zu finden.

Hierzu wurden bereits bestehende Kläranlagen in anderen deutschen Großstädten wie Berlin und Frankfurt am Main besichtig. Diese arbeiteten für damalige Verhältnisse mit äußerst modernen Verfahren gearbeitet. Zur Abwasserreinigung wurden Klärbecken und Tiefbrunnen verwendet, sowie Kalk und Chlorid für die Aufbereitung eingesetzt. Diese fortschrittlichen Verfahren bildeten die Grundlagen für die nächsten Schritte der Kommission.

Erste Kanäle entstehen

Eine schwarz-weiß Aufnahme auf der eine Person in einen Abwasserschacht hinunter klettert. Zwei Männer stehen mit Schläuchen daneben.

Historischer Rettungsapparat zum Schutz vor giftigen Gasen im Kanal.

Im Jahr 1833 startete der Bau einer groß angelegten, unterirdischen Abwasserkanalisation mit Abfluss in den Stadtgraben, die Pleiße und den Elstermühlgraben. Ein großer Fortschritt, vor allem in hygienischer Hinsicht. In seinen Grundzügen besteht dieses Kanalnetz für Mischwasser, also für Regen- und Abwasser noch heute. Auch für Nagetiere haben sich Kanäle leider zu einem guten Unterschlupf entwickelt.

Abwasserklärung wurde vor allem durch die Industrialisierung und das starke Wachstum der Stadt zur dringenden Notwendigkeit. Um 1890 zählte Leipzig ca. 300.000 Einwohner. Im Oktober 1893 erarbeitete die Kommission daher eine Ausschreibung zur „Klärung der Leipziger Schleusenwässer“. Daraus ergaben sich diverse Lösungsvorschlägen. Als optimal erwies sich der Standort im Rosental, einer der geografischen Tiefpunkte der Stadt. Dadurch fließt bis heute das Leipziger Abwasser im freien Gefälle, also ohne Abwasserpumpen, zum Klärwerk.

Die Reinigung beginnt: Bau des Klärwerks Rosental

Gar nicht faul: Energie aus Faulgas

Die weißen Faultürme des Klärwerk Rosental aus der Vogelperspektive.

Die 34m hohen Faultürme im Klärwerk Rosental.

Die imposanten, 34 Meter hohen Faultürme wurden 1995 in Betrieb genommen. In ihrem Inneren fault der anfallende Klärschlamm aus und produziert dabei Gas – vorwiegend Methangas. Dieses Gas wird mittels Blockheizkraftwerken durch Verbrennung in Energie umgewandelt. Mit Hilfe der drei Türme werden bis zu 60 Prozent des benötigten Stroms und die gesamte Wärme für das Klärwerk selbst produziert.

Um immer auf dem neusten Stand der Technik zu sein und um den enormen Abwassermengen weiterhin gerecht werden zu können wird stätig investiert und auf eine intelligente Langfristplanung wertgelegt. Das Klärwerk Rosental leistet einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Umwelt- und Gewässerschutz im Großraum Leipzig – damit unsere Stadt lebens- und liebenswert bleibt.

Rundgang gefällig?

Pünktlich zum „Tag des offenen Denkmals“ am Sonntag, dem 13. September 2020, kann der Weg des Abwassers fortan auch bequem vom heimischen Rechner oder mobilen Endgeräten entdeckt werden. Auf einer Entdeckungsreise erleben Besucher nun also virtuell, was sonst im Klärwerk im Verborgenen passiert: Mikroorganismen, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind, Einblicke in die Unterwelt der Kanalisation, Ausblicke im 360-Grad-Format vom höchsten Punkt des Klärwerks und vieles mehr.

www.L.de/klaerwerk-virtuell

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