Feuchtes Toilettenpapier im Klo - der weiße Problemstoff

von Katja Gläß | 19.11.2024

„Pee, poo and paper“ – die englische Sprache hat es hier leicht. Die Alliteration zeigt auf einfache Weise, was in die Toilette gehört. Feuchtes Toilettenpapier gehört hingegen nicht ins Klo.

Ein großer Müllberg.
Ein großer Müllberg.

Blick aufs Rechengut – viele Dinge landen im Klo, die da nicht hingehören.

Sprachwitz hin oder her. Noch immer landen zu viele Dinge im hiesigen Klo. Zwar lassen sich leicht wegspülen, doch in der Toilette haben sie nichts zu suchen. Große Probleme bereiten feuchtes Toilettenpapier und Feuchttücher im Klo. Denn sie zersetzen sich nicht auf dem Weg zum Klärwerk wie herkömmliches Toilettenpapier. So verstopfen sie die Kanäle.

 

Feuchtes Toilettenpapier im Klo ist ein Problem

Was viele nicht wissen: Auch feuchtes Toilettenpapier gehört nicht ins Klo. Vielmehr sollte das Papier nach Benutzung im Restmüll entsorgt werden. Damit das feuchte Toilettenpapier beim Benutzen nicht reißt, sind die Kunststofffasern stabil mit einander verbunden. Dadurch lösen sie sich auch auf ihrem Weg durch Toilette und Kanal nicht auf. Wir haben den Test gemacht und drei verschiedene Klopapiere im sogenannten Rührversuch getestet.

  • Papier 1 - feuchtes Toilettenpapier mit dem Produkthinweis: biologisch abbaubar, wegspülbar 
  • Papier 2 - feuchtes Toilettenpapier mit dem Produkthinweis: biologisch abbaubar, ohne Mokroplastik, wegspülbar und wasserlöslich
  • Papier 3 - herkömmliches dreilagiges Toilettenpapier

Alle drei Papiere werden jeweils in ein Becherglas mit Wasser gegeben. Das Wasser wird in Bewegung versetzt, was den Weg des Papiers durch die Rohre und Kanäle simuliert. Der Test zeigt deutlich: Normales, trockenes Klopapier hat die Nase vorn. Schon nach einer Minute hat es sich vollständig aufgelöst. Nach drei Minuten hat sich das feuchte Toilettepapier in Glas zwei ebenfalls in kleine Fetzen zersetzt. Es trug den Hinweis „wasserlöslich“. Produkt Nummer 1 hingegen hat sich auch nach Stunden kaum verändert.

 

Feuchttücher im Kanal

Reißfeste Feucht- und Reinigungstücher aus synthetischem Vlies sind heutzutage allgegenwärtig. Ob Abschminktücher, desinfizierende Hygienetücher, Haushaltstücher, Babytücher oder Allzwecktücher zur schnellen und feuchten Reinigung – die Liste der modernen Hygiene-Wunderwaffen ist lang, die Einsatzbereiche vielseitig. Nach dem Einmalgebrauch landen die Vliestücher oftmals in der Toilette. Davon abgesehen, dass sie meist voller chemischer Zusätze stecken, führt auch die Entsorgung im Klo zu Problemen. Betroffen sind Abflussrohre in Wohn- und Geschäftshäusern, die Kanäle unter Leipzigs Straßen bis hin zu den Anlagen der Leipziger Wasserwerke. „Trockenes Klopapier ist seit gut 600 Jahren in Gebrauch – feuchtes erst seit vierzig Jahren“, erklärt Sven Lietzmann, Teamleiter Anlagen- und Kanalnetzmanagement bei den Leipziger Wasserwerken. „Ihr hoher Kunstfaseranteil wird für uns zur Krux im Kanal und verursacht enorme Kosten.“

Aufwendige Reparaturen

Eine Pumpe im Kanal, die durch Feuchttücher verstopft ist.

Feuchtes Toilettenpapier und Feuchttücher haben im Kanal eine Pumpe verstopft.

In den letzten Jahren hat sich das Problem durch falsch entsorgte Feuchttücher wie feuchtes Toilettenpapier deutlich erhöht. Das bestätigt Sven Lietzmann, der seit mehr als 20 Jahren für die Wasserwerke in den Kanälen unter Leipzigs Straßen im Einsatz ist. Die meisten Tücher aus Kunststofffasern lassen sich zwar in der Toilette wegspülen, verklumpen aufgrund ihrer Beständigkeit und verbinden sich mit anderen Stoffen. „Es bildet sich ein filziger Zopf, der im schlimmsten Fall die Abwasserpumpen verstopft und eine Störung auslöst“, erklärt der Teamleiter.

Da Feuchttücher vor allem abends verwendet werden, treten die Störungen in der Regel nachts auf. Für die Abwasserfachleute bedeutet das umfangreiche Reparaturen sowie kostspielige Wartungsarbeiten. „Diese Reinigung ist mühselig, zeitintensiv und teuer, da die Pumpen herausgenommen, auseinander – gebaut und per Hand vom Feuchttuchgeflecht befreit werden müssen.“

Eine Pumpe wird von einem großen Knäuel aus Feuchttüchern befreit.

Ein Zopf aus feuchtem Toilettenpapier und Feuchttüchern muss aufwendig aus einer Pumpe geholt werden.

Der damit verbundene zusätzliche Arbeitsaufwand betrifft am Ende auch die Leipziger Bevölkerung. Durchschnittlich 50 Havarien an Abwasserpumpen zählen Lietzmann und seine Kollegen jeden Monat. Pro Reparatur laufen im Normalfall Kosten in Höhe von etwa 500 Euro auf – das macht im Jahr einen ordentlichen sechsstelligen Betrag aus.

Ab in den Restmüll

Die anfallenden Reparaturkosten finden sich in den Abwasserpreisen aller wieder. „Das sollte für jeden Motivation sein, feuchtes Toilettenpapier und Feuchttücher richtig zu entsorgen – ein kleiner Abfalleimer fürs Bad ist doch schnell besorgt“, sagt Lietzmann. In Deutschland fehlen auf den Produkten bis dato übrigens eine einheitliche Kennzeichnung sowie bei einigen Herstellern hilfreiche Hinweise zur richtigen Entsorgung. Dabei gibt es bei der Entsorgung nur einen Platz: die Restmülltonne.

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