Nahrungsmittel Nr. 1 – Woher kommt das Trinkwasser in Leipzig?
von Redaktion | 01.11.2021
von Sonja Bley | 17.09.2021
Schon gewusst? Ein Kubikmeter Trinkwasser – das sind 1.000 Liter – kostet in Leipzig ab 2022 gerade mal 2,08 Euro. Dafür können Sie zum Beispiel achtmal baden, 20-mal Wäsche waschen oder 5.000-mal Zähne putzen. Ganz einfach: Wasserhahn auf und schon fließt das frische Trinkwasser heraus – quasi direkt aus der Wand.
Der Preis für einen Liter frisches Leipziger Wasser liegt bei unglaublichen 0,2 Cent (Mengenpreis). Damit dieses „Kunststück“ funktioniert, betreiben die Leipziger Wasserwerke rund um die Uhr einen enormen Aufwand. Irgendwie muss das Wasser ja nach Hause oder in die Firma kommen. Und was passiert danach mit dem Abwasser? Dahinter stecken komplexe technische und organisatorische Abläufe, die im Alltag für den Otto-Normal-Verbraucher nicht sichtbar sind.
Deshalb überprüfen die Wasserwerke alle zwei Jahre die für die Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung anfallenden Kosten. So gelten ab dem 1. Januar 2022 für Leipzig und die Region neue Wasserpreise. Doch für was genau zahlen wir da eigentlich? Und wer entscheidet über den Preis des Wassers? Lesen Sie hier die Antworten zu diesen und weiteren Fragen rund um den Wasserpreis.
1.000 Liter Wasser nutzen.
Preisfilm: Was kostet unser Trinkwasser?
Ab dem 1. Januar 2022 zahlen die Leipziger Wassernutzer durchschnittlich 304 Euro pro Person und Jahr für ihr Wasser. Das sind gerade einmal 83 Cent am Tag. Darin enthalten ist nicht nur die zuverlässige Trinkwasserversorgung aus den vier Großwasserwerken, sondern auch die umweltgerechte Abwasserbehandlung in einer der 23 Kläranlagen in und um Leipzig sowie die Ableitung des Niederschlagswassers.
Die regelmäßige Überprüfung der Preise ist gesetzlich vorgeschrieben. Der Wasserpreis muss nämlich möglichst genau die tatsächlich anfallenden Kosten abbilden. Dabei wird der Preis für das Leipziger Wasser immer in die Zukunft gerichtet kalkuliert – heißt: Welche Maßnahmen und Aufwände sind in den kommenden Jahren zu erwarten. An diesen Kosten ergibt sich der spätere Wasserpreis. Für diese Überprüfung haben sich die Wasserwerke für einen 2-Jahres-Turnus entschieden – für ein ausgewogenes Verhältnis aus Aktualität und Aufwand.
Hier wirft man im Grunde einen Blick in die Zukunft: Was passiert in den nächsten zwei Jahren? Welche Kosten werden voraussichtlich entstehen? Wie hoch wird der Wassergebrauch in der Region sein? Wo stehen z. B. Sanierungen und Baumaßnahmen an? Wie viel Personal wird benötigt? Hinter diesen Überlegungen steckt eine enorme Detailarbeit. In monatelanger Arbeit achten die Preisplaner übrigens auch auf eine möglichst ausgewogene Verteilung – zum Beispiel zwischen Eigenheimbesitzern und Mietern in Mehrfamilienhäusern, die die Infrastruktur unterschiedlich nutzen. Am Ende muss der Aufsichtsrat den neuen Preisen zustimmen.
Übrigens: Die Leipziger Wasserwerke betreiben vier Großwasserwerke, 23 Kläranlagen und 380 Anlagen zur Abwasserbehandlung sowie über 6.400 Kilometer Leitungen und Kanäle, die instandgehalten werden wollen. Nur so können die Leipziger zuverlässig ver- und entsorgt werden. Dafür investieren die Leipziger Wasserwerke in einer großen Offensive bis 2030 rund eine Milliarde Euro.
Eine Person in Leipzig zahlt 83 Cent pro Tag für den WAsser-Komplettservice.
Die aktuelle Preisanpassung bildet auch Aspekte ab, die jeder aus dem eigenen Lebensumfeld kennt und nicht zu beeinflussen sind: Kostensteigerungen bei Materialien oder Dienstleistern oder auch Lohnentwicklungen. Dazu kommen gesellschaftliche Themen wie Klima- oder Umweltschutz und Digitalisierung, aus denen sich neue Aufgaben und Anforderungen in der Wasserver- und Abwasserentsorgung ergeben. Zudem ändern sich auch gesetzliche Regelungen, auf die die Wasserwerke reagieren und ggf. neue Konzepte und Prozesse entwickeln und einführen müssen. Das führt dazu, dass die Preise in jeder Preisperiode unterschiedlich ausfallen. Die Vergangenheit zeigt: Wasserpreise sind hier keine ausschließliche Einbahnstraße nach oben.
Es gibt strenge gesetzliche Vorgaben, welche Kosten in den Wasserpreis aufgenommen werden dürfen. Dazu zählt nur jenes, was direkt mit der Wasserförderung und -aufbereitung, der Trinkwasserverteilung sowie der Abwasserentsorgung zusammenhängt.
Unter anderem haben die räumlichen Gegebenheiten viel Einfluss auf den Wasserpreis: Können natürliche Gefälle für den Wassertransport genutzt werden oder sind viele Pumpenanlagen notwendig? Aus welcher Tiefe muss das Wasser gefördert werden? Auf dem Land sind Versorgungswege länger, dafür fallen die Bau- und Personalkosten in einer Stadt häufig höher aus. Am Ende berechnet jeder Versorger den individuellen Preis, der eigentlich nicht verglichen werden kann.
Für 1 Cent gibt es in Leipzig 5 Liter Wasser.
Das ist schwierig. Der Leipziger Wasserpreis besteht nämlich aus drei Bestandteilen: dem Mengenpreis, einem Basispreis für verwaltungsrelevante Aufgaben und dem Bereitstellungspreis für die Vorhaltung aller technischen Anlagen. Die Kosten für letztere bleiben aufgrund der Anlagen und Netze nahezu auf einem Niveau. Dadurch ergibt sich bei einem niedrigen Wassergebrauch rechnerisch sogar ein höherer Gesamtpreis pro Liter. Übermäßiges Wassersparen hat zudem Einfluss auf die Kosten für die Abwasserentsorgung. Die Leitungen müssen dann nämlich öfter gespült werden. In den vergangenen regenarmen Jahren ist der Wassergebrauch in Leipzig übrigens leicht gestiegen – auf rund 99 Liter pro Person und Tag. Das ist im deutschlandweiten Vergleich (125 l) immer noch recht wenig und spricht für einen bewussten Umgang mit unserem Trinkwasser. Tipps zum verantwortungsbewussten Umgang mit Wasser gibt es hier.