Ob Bühne, Beachhalle oder Barockkonzert – die Leipziger Crowd macht's möglich
von Simone Liss | 22.09.2023
von Simone Liss | 15.03.2024
Spielspaß auf dem Fußballplatz: Ohne Wasser auf dem Rasen der SV Eintracht Wiederitzsch lässt es sich gut Kicken.
Ob Konzertbühne, Klettergerüst oder Kunstrasenplatz – mithilfe der Leipziger Crowd sind in den vergangenen sechs Jahren rund 1,3 Millionen Euro in zumeist gemeinnützige Initiativen und Projekte geflossen. Die besondere Art der Finanzierung findet in Leipzig immer mehr Fans – unter anderem die SV Eintracht Wiederitzsch e.V.
Ob Turnier oder Training: Ein Kunstrasenplatz würde der Eintracht zu mehr Kontinuität im Spielbetrieb verhelfen.
Eddie spielt in der C-Jugend der SV Eintracht Wiederitzsch e.V. und freut sich auf den Frühling. Nach dem verregneten Winter und dem ausgefallenen Training aufgrund der schlechten Platzverhältnisse fiebert der Zwölfjährige Bewegung, Ballgefühl, Begegnungen mit Freunden entgegen. „Seit November hatte Eddie quasi kein Training im Freien – obschon es die Temperaturen eigentlich zugelassen hätten. Doch nicht der Platz. Auf dem Rasen stand wochenlang das Wasser“, sagt Eddies Vater Jens Schneider, Vorstand bei der SV Eintracht Wiederitzsch. Für die Nachwuchsspieler des Vereins im Norden Leipzigs sind die Platzverhältnisse ein echter Nachteil. „Immer wieder heißt es: ,Der Platz kann nicht genutzt werden, das Training fällt aus!‘. Vor allem in der dunklen und feuchten Jahreszeit wird es richtig eng: Unsere 15 Mannschaften müssen sich auf ein Kleinfeld und einen Hartplatz drängen beziehungsweise die Trainingszeit massiv reduzieren. Dadurch sind unsere Plätze fast vier von zwölf Monaten nicht nutzbar und unsere 312 Spielerinnen und Spieler haben das Nachsehen. Die Nachwuchsarbeit, die in den vergangenen Jahren so aufopferungsvoll und sehr erfolgreich aufgebaut wurde, ist mit der stetig wachsenden Mitgliederzahl ernsthaft in Gefahr“, sagt Schneider.
Jens Schneider, Vorstandsmitglied der SV Eintracht Wiederitzsch.
Der 48 Jahre alte Hobbyfußballer geht jetzt neue Wege. Für die SV Eintracht Wiederitzsch e.V. will Schneider den Hut in den Ring werfen und die Leipziger Crowd-Gemeinschaft um Unterstützung bitten. Es geht um 45.000 Euro, die dem Verein zum Fußballerglück – einem Kunstrasenplatz – fehlen. „Der Bau eines Kunstrasenplatzes ist eine enorme Investition. Ohne die Förderung durch die Stadt Leipzig und dem Freistaat Sachsen von 90 Prozent wäre ein solches Vorhaben nicht denkbar“, sagt der gebürtige Schwarzwälder. Es geht um insgesamt 1.300.000 Euro. „Davon müssen wir zehn Prozent als Verein selbst finanzieren. Das ist immer noch eine stolze Summe von rund 130.000 Euro. Die Heizung- und Sanitärbau Leipzig GmbH hat uns mit 5.000 Euro bereits enorm unterstützt, doch es fehlen immer noch 45.000 Euro Eigenkapital.“
#KickenStattSofa: Unter diesem Motto sammelt die Eintracht Geld.
Unter dem Hashtag #KickenStattSofa wirbt Schneider seit 13. März für sein Projekt und ist zuversichtlich, die Summe zusammenzubekommen: „In den vergangenen Jahren hat die Eintracht einen regelrechten Boom erlebt. Die Mitgliederzahl hat sich von 140 im Jahr 2014 auf 453 im Jahr 2024 mehr als verdreifacht. Vor allem der Fußball im Kinderbereich ist mit den elf Mannschaften, die regelmäßig auf dem Platz wuseln, eine große Freude. Regelmäßig bringen die Kleinen großartige Erfolge mit, wie beispielsweise unsere D-Juniorinnen, die das Finale des Stadtpokals auf unserem eigenen Platz erreicht haben.“ Ziel des Vereins ist es, ab der Saison 2025/26 einen Kunstrasenplatz sein Eigen zu nennen und rund um die Uhr zu bespielen.
Die Chancen für den SV Eintracht Wiederitzsch stehen gut. Die Crowd-Gemeinschaft wächst. Waren im ersten Jahr der Leipziger Crowd eine überschaubare Zahl an Unterstützern aktiv, sind es heute bereits mehr als 10.000. Es ist die simple und effektvolle Art und Weise, die viele Menschen überzeugt: Geld einsammeln, Community aufbauen, Netzwerk erweitern, Werte schaffen, in Leipzig, für Leipzig – und das ohne Risiko. Bisher sind bereits 93 Crowdfunding-Projekte erfolgreich gestartet und größtenteils zusätzlich durch die Leipziger Gruppe gefördert worden. Was das Ganze so reizvoll macht: Wird das Crowdfunding-Ziel binnen eines Zeitraums von 30 bis 60 Tagen erreicht, legt die Leipziger Gruppe pro Unterstützer, der mindestens zehn Euro investiert, nochmals zehn Euro obendrauf. Pro Monat stehen dafür maximal 1.000 Euro aus dem Leipziger Fördertopf zur Verfügung. Kommt ein Projekt nicht zustande, weil sich nicht genügend Unterstützer gefunden haben: kein Problem. Es werden keine Gebühren fällig, jeder Unterstützer erhält sein Geld zurück, und Prämien müssen nicht abgewickelt werden. Einfach und genial.
Stichwort Prämie: Die Wiederitzscher Fußballer waren hier sehr kreativ - von Lavendelpflanzen für den eigenen Garten, über Gutscheine für den Kletterwald, eine Autowäsche, der Möglichkeit, Einlaufkind sein bis hin zu einer Rabatt-Aktion auf dem Reise-Portal „Ab ins Blaue ist für jeden etwas dabei. Also schnell Prämie aussuchen oder direkt spenden unter www.leipziger-crowd.de/kunstrasenplatzwiederitzsch