Bildungsurlaub bei der Polizei – LVB-Pressesprecher sammelt neue Erfahrungen
von Marc Backhaus | 05.12.2024
von Simone Liss | 20.06.2023
Bunt, gesellig, vielfältig: Das ist die Leipziger Ökofete, die ein Mal im Jahr auf der Anton-Bruckner-Allee im Clara-Zetkin-Park vom Umweltbund Ökolöwe organisiert, von der Leipziger Gruppe unterstützt und von zahlreichen Leipzigern gefeiert wird.
Mehr als 15.000 Menschen kamen 2022 zur Ökofete. Kommenden Sonntag, am 25. Juni, ist es wieder soweit. Mehr als 150 Ausstellerinnen und Aussteller bieten ihre regionalen und fair produzierten Produkte an, laden zum Austausch und zur Vernetzung ein.
Mattes Scheftelowitz (l.) und Daniel Eckardt.
Dieses Angebot nutzt unter anderem die Initiative Leipzig summt e.V.: Ein Aktionsbündnis, das sich für den Erhalt und Ausbau der Biodiversität von Insekten und deren Lebensräumen in der Region der Stadt Leipzig einsetzt. Eine Initiative, die die Hobby-Imker der Leipziger Gruppe – Carolin Lätsch, Mattes Scheftelowitz, Daniel Eckardt und Gottfried Stecher – unterstützen. Ihre Honigbienen-Völker stehen in Stötteritz, Connewitz, Marienbrunn, Probstheida und im Muldental, im Park Canitz, und sind jetzt, im Juni, nach der ersten Honigernte, auf frisches Futter aus. Im Juni stehen unter anderem Robinien, Korn- und Sonnenblumen, Sommerlinden, Weißklee, Lavendel, Him- und Brombeeren sowie Klatschmohn auf dem Speiseplan der Honigbienen. Diese Vielfalt ist Garant für die Existenz der Honig- und Wildbienen, die bis zu drei Kilometer weit für die Futtersuche fliegen. Doch Monokulturen, der Einsatz von Pestiziden und Bioziden sowie Trockenheit sorgen neben vielen anderen Ursachen für Trachtlücken.
Im Wassergut Canitz profitieren Honigbienen vom Ökolandbau.
„Eine gute Tracht ist die Grundlage für eine reiche Honigernte. Als Tracht bezeichnen wir Imker das gesamte Angebot an Pollen, Nektar und Honigtau, das aktuell zur Verfügung steht. Im besten Fall sind das bis zu drei Trachten pro Jahr“, sagt Gottfried Stecher. Bis zu 15 Völker hütet der 84 Jahre alte Imker im Park Canitz. Seine Tiere profitieren vom Ökolandbau der Wassergut Canitz GmbH. Hier, im Einzugsgebiet der Wasserwerke Canitz, Thallwitz und Naunhof, wird ohne chemisch-synthetische Düngemittel gearbeitet. Zudem wird auf geeignete Fruchtfolgen geachtet, und es werden Zwischenfrüchte angebaut. Für Honigbienen ein Paradies. Sie sitzen quasi von Frühjahr bis Herbst vor gefüllten Tellern.
Carolin Lätsch und Mattes Scheftelowitz beim Fachsimpeln vor einer Blühwiese im Johannapark.
Um die Biodiversität auch in Großstädten wie Leipzig zu fördern, hat der Verein Ökolöwe eine handverlesene und heimische Saatgutmischung aus 47 mehrjährigen Pflanzenarten zusammengestellt, die jeder Leipziger im Frühjahr beim Ökolöwen ordern kann. Zudem haben Stadt und Umweltverbände im Johannapark 20 Rasenflächen zu Blühwiesen entwickelt, die nur noch zwei Mal im Jahr gemäht werden. Ziel sind artenreiche Wiesen im gesamten Stadtgebiet, die durch ihre Blütenvielfalt ein reichhaltiges Nahrungsangebot für Insekten bieten und ihnen gleichzeitig als Lebensraum dienen. Die Leipziger Stadtwerke haben eine solche Blühwiese am Standort Südost in der Arno-Nitzsche-Straße geschaffen.
Die Leipziger Stadtwerke sehen sich in der Verantwortung, Nachhaltigkeit in der Stadt und der ganzen Region zu fördern. So entstand auf Initiative von Mattes Scheftelowitz und Daniel Eckardt das Projekt der Leipziger Stadtwerke-Bienen. Der strategische Regulierungsmanager und der Netz-Techniker kümmern sich mittlerweile um acht Bienenvölker am Standort der Leipziger Stadtwerke neben dem Panometer. „In der Stadt gibt es heute in der Regel ein größeres Angebot an Nahrung für die Bienen als auf dem Land. Unsere Bienen profitieren von blühenden Kleingärten, Parks, Balkonen, Verkehrsinseln und Blühwiesen auf Unternehmensgeländen“, sagt Mattes Scheftelowitz. Das zeigt sich an der Erntemenge. Im Schnitt ernten die Stadtwerke-Imker pro Jahr Honig für rund 1.800 Gläser. Auch ihre Imker-Kollegin Carolin Lätsch freut sich über reiche Beute: „Mein stärkstes Volk hat in diesem Frühjahr 45 Kilogramm Honig produziert – das ist der Wahnsinn. Ein Super-Ertrag.“ Dies sei auch ihrer neuen, jungen Zucht-Königin zu verdanken, die offensichtlich sehr gute Gene und für ein großes, leistungsstarkes Volk gesorgt habe.
Carolin Lätsch beim Öffnen des Bienenstocks.
Es geht den Bienen wie den Menschen: Ihre Profession ist nicht nur eine Frage der Gene. Auch Persönlichkeit und Talent spielen eine Rolle. Ob eine Honigbiene zur Sammlerin, Bestatterin oder Entdeckerin wird, hängt von ihrer Begabung ab – und diese Diversität ist die Grundlage für die Existenz ihres Volkes, das aus rund 40.000 Bienen besteht. Bienenvölker sind perfekt organisierte Unternehmen mit professioneller Führung, klarer Aufgabenverteilung und sozialer Fürsorge.
Bienenstöcke am Leipziger Elsterflutbett.
Bienen beeindrucken mit einer enormen Verhaltensvielfalt, bauen architektonisch komplexe, klimatisierte Nester, und die Familienverbände aus Mutter und Töchtern teilen sich die anfallenden Arbeiten in ihrem Volk auf bemerkenswerte Weise. Vor allem die Honigbiene ist besonders gut darin, sich „fortzubilden“, sprich: zu lernen. Die Tiere können individuell lernen, oder sie lernen sozial, das heißt, sie beobachten Artgenossen und imitieren sie. Ein gut untersuchtes Beispiel, wie Wissen bei diesen Insekten weitergegeben wird, ist der Schwänzeltanz, für dessen Entschlüsselung Karl von Frisch vor fünfzig Jahren mit dem Nobelpreis geehrt wurde. Hat eine Sammelbiene beispielsweise einen blühenden Apfelbaum entdeckt, übermittelt sie dessen Koordinaten mithilfe eines nach der Form einer Acht ausgeführten Tanzes im Bienenstock. Dabei wackelt sie energisch mit dem Hinterleib. Die Tänze codieren dabei die Entfernung, die Himmelsrichtung und sogar die Qualität einer Nahrungsquelle.
Wer neugierig ist und wissen will, welche Honig- oder Wildbiene auf dem Balkon oder im Garten summt, kann sich Apps wie iNaturalist oder Wildbienen Id BienABest behelfen. Beide Gratis-Anwendungen haben zum Ziel, die Verbindung zwischen Menschen und Natur zu fördern und dabei die weltweite Artenvielfalt zu dokumentieren.