Volle Neun: LVB punkten mit Tram-EM und neuem Ticket bei ihren Gästen
von Simone Liss | 23.05.2022
von Simone Liss | 25.07.2022
Chemnitz macht es vor, Leipzig macht es ein bisschen nach: Ab 1. August dürfen Radfahrer von Montag bis Samstag ab 19.30 Uhr in alle Straßenbahnen und Busse der Leipziger Verkehrsbetriebe einsteigen – ohne Extrakosten fürs Rad. Sonntags ist dieser Service sogar ganztägig möglich.
Das Ganze ist ein Test, der zeigen soll, wie sich Individualverkehr und ÖPNV ergänzen und fördern können. Grundsätzlich ist die Mitnahme des Fahrrads in Bus und Bahn seit Jahren möglich, doch nur mit einer kostenpflichtigen Extrakarte. „Auf Beschluss des Leipziger Stadtrates testen wir für ein Jahr das Angebot der kostenfreien Fahrradmitnahme außerhalb der Hauptverkehrszeiten auf allen LVB-Linien – auch über die Tarifzone 110 (Leipzig) hinaus. Diese Lösung ist für die Kunden optimal, da die entgeltfreie Mitnahme im gesamten Schienenpersonennahverkehr des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes bereits gilt und man nun mit dem Rad quasi über die Stadtgrenzen hinweg ,durchfahren‘ kann“, sagt René Böhm, Kommunikationsmanager Fahrgastinformationen bei den Leipziger Verkehrsbetrieben. Zugleich dämpft Böhm die Erwartungen: „Der Platz in Straßenbahnen und Bussen ist begrenzt, und wir appellieren an die Vernunft der Radfahrer und die gegenseitige Rücksichtnahme aller Fahrgäste: Rollstuhlfahrer, Fahrgäste mit Gehhilfen, Kinderwagen und schwerem Gepäck sollten immer Vorrang haben und nicht an der Bahnsteigkante zurückbleiben. Das wäre nicht im Sinne des Erfinders.“ Augenmaß und Empathie seien gefragt – nicht erst ab 1. August.
Dies gilt auch in anderen sächsischen Städten: Bei der Chemnitzer Verkehrs-AG ist die Mitnahme von Fahrrädern grundsätzlich kostenlos. Hier gilt jedoch, dass zu befördernde Personen jederzeit Vorrang gegenüber des Transports von Sachen haben. Heißt: Wenn noch Platz in Bus oder Bahn ist, kann das Fahrrad mitgenommen werden. In Dresden können Besitzer von Monatskarten und Studenten mit Semesterticket kostenfrei das Rad mitnehmen – sofern Platz ist.
Antje Böttcher würde die Radmitnahme nur im Notfall nutzen.
Während Eltern- und Behindertenvertreter in Fahrgastverbänden das Thema Radmitnahme in Bahn und Bus ob des begrenzten Platzes kritisch sehen, sehen passionierte Radfahrer das Angebot durchaus von der praktischen Seite. „Für Notfälle wie eine gerissene Kette, ein platter Reifen oder gestohlenes Licht ist die Fahrradmitnahme in Bus und Bahn in jedem Fall eine Option. Aber es sollte die Ausnahme für den Notfall bleiben“, betont die Leipzigerin Antje Böttcher. „Schließlich fahre ich ja des Radfahrens und meiner Unabhängigkeit wegen. Zu wissen, dass es die Möglichkeit gibt, tut gut.“
Leihrad statt Bahn: Mit LeipzigMOVE und nextbike kein Problem.