Leipziger Crowd startet mit Kunstrasen-Projekt ins neue Funding-Jahr
von Simone Liss | 15.03.2024
von Simone Liss | 22.09.2023
Ob Bühne, Beachhalle oder Barockkonzert – mithilfe der Leipziger Crowd sind in den vergangenen sechs Jahren rund 1,3 Millionen Euro in zumeist gemeinnützige Initiativen und Projekte geflossen. Die besondere Art der Finanzierung und des Sponsorings findet in Leipzig immer mehr Freunde und Förderer.
Die Crowd-Gemeinschaft wächst. Waren im ersten Jahr der Leipziger Crowd eine überschaubare Zahl an Unterstützern aktiv, sind es heute bereits mehr als 10.000. Es ist die simple und effektvolle Art und Weise, die viele Menschen überzeugt: Geld einsammeln, Community aufbauen, Netzwerk erweitern, Werte schaffen, in Leipzig, für Leipzig – und das ohne Risiko. Bisher sind bereits 95 gemeinwohlorientierte Crowdfunding-Projekte gestartet und größtenteils zusätzlich noch durch die Leipziger Gruppe gefördert worden. Was das Ganze so reizvoll macht: Wird das Crowdfunding-Ziel binnen eines Zeitraums von 30 bis 60 Tagen erreicht, legt die Leipziger Gruppe pro Unterstützer, der mindestens zehn Euro investiert, nochmals zehn Euro obendrauf. Pro Monat stehen dafür maximal 1.000 Euro aus dem Leipziger Fördertopf zur Verfügung – für Projekte, die bis 1. Oktober 2023 angemeldet werden, sogar 10.000 Euro. Kommt ein Projekt nicht zustande, weil sich nicht genügend Unterstützer gefunden haben: kein Problem. Es werden keine Gebühren fällig, jeder Unterstützer erhält sein Geld zurück, und Prämien müssen nicht abgewickelt werden. Einfach und genial.
Festivalbühne des Bühnenbauers Robert Schiller. Foto: Tino Pfundt
Dieses Alles-oder-Nichts-Prinzip hat Hannah Evers, Schatzmeisterin des Hörspielsommer e.V., überzeugt. Für die 32 Jahre alte Kultur- und Sozialanthropologin ist die Leipziger Crowd ein solidarisches Netzwerk, das Wachstumspotenzial hat. „Wir haben in diesem Jahr für unsere neue Bühne 84 Unterstützer und Unterstützerinnen gewonnen – darunter ganz unterschiedliche Förderer wie ein Bus- oder Cateringunternehmen. Wir waren total baff ob des großzügigen finanziellen Beistands und überrascht, wer uns alles gewogen ist. Man stößt mit dem Crowdfunding quasi einen Schneeball an und schaut zu, in welche Ecke er rollt.“ 4.096 Euro sind auf diesem Weg zusammengekommen. Für den kleinen Verein eine große Hilfe. „Ohne die Fördermittel der Stadt Leipzig, dem Land Sachsen, Sponsoren, Spenden und dem finanzielle Zutun vieler Privatleute würden wir ein Festival wie den Hörspielsommer nicht stemmen können. Technik, Honorare, Gagen, Gema-Gebühren, Security, Strom- und Wasserversorgung, Lagerkapazitäten – die laufenden Kosten werden immer höher. Für eine neue, wetterfeste, multifunktionale Bühne, die optisch und akustisch ein Gewinn ist, fehlte uns schlichtweg das Budget. Deshalb haben wir nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten gesucht und es mit dem Crowdfunding versucht und viel gelernt. Von nichts kommt nichts. Man muss ich schon mühen, wenn man Erfolg haben möchte“, sagt Hannah Evers. Kurzum: Klappern gehört zum Handwerk. Wer viele Menschen aktivieren will, muss für sich und seine Sache werben, überzeugen, auf sich aufmerksam machen.
Wer diesbezüglich Fragen hat oder einen Rat braucht, kann sich an die Crowdfunding-Experten von Fairplaid wenden. Der Dienstleister für die Leipziger Crowd ist auf kommunales Crowdfunding spezialisiert und coacht und berät Projektstarter und entwickelt sie weiter. Für alle Interessierten gibt es Webinare und digitale Formate, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen: Was brauche ich als Projektstarter? Mit welchem Aufwand muss ich rechnen? Wen spreche ich wie an? Wie und womit erreiche ich verschiedene Zielgruppen?
Die Idee hinter der Leipziger Crowd ist einfach: Viele Menschen (crowd) finanzieren (fund) gemeinsam ein soziales, karitatives oder kreatives Projekt. Schwarmfinanzierung nennt man diese Idee auch. Sie garantiert allen Beteiligten einen Gewinn: Die Projektstarter bekommen Sichtbarkeit, finden Unterstützer, bekommen Feedback; die Förderer werden Teil einer Gemeinschaft, die gewiss sein kann, ein zweckmäßiges, sinnstiftendes Projekt unterstützt zu haben. Bisher sind über die Leipziger Crowd 95 Projekte durch 10.624 Unterstützer mit einer Gesamtsumme von 1.268.283 Euro zustande gekommen.
„Eine Bilanz, die uns beeindruckt und einmal mehr zeigt: Viele Leipziger haben ein großes Herz und geben, was sie können, um gute Ideen in die Tat umzusetzen beziehungsweise Menschen mit einer guten Idee oder in Not zu helfen“, sagt Marleen Minker, Konzernmarkenstrategin und Crowd-Managerin bei der Leipziger Gruppe. „Allein in diesem Jahr hat unsere Crowdfunding-Plattform bisher 4.591 Unterstützer gefunden – Einzelpersonen, Freunde, Nachbarn, Firmen, Vereinsmitglieder, Eltern – eine großartige gemeinschaftliche Leistung, für die ich mich bei allen engagierten Leipzigerinnen und Leipzigern herzlich bedanke.“
Das Engagement der Leipziger Gruppe reißt nicht ab. „Wir lieben Leipzig – deshalb unterstützen wir gemeinnützige Herzensprojekte, die bis zum 1. Oktober angelegt werden, jetzt mit einem Aktions-Fördertopf von insgesamt 10.000 Euro. Für jede Unterstützung ab zehn Euro spendet die Leipziger Gruppe zusätzlich zehn Euro – einmalig pro Unterstützer und bis maximal 990 Euro pro Projekt beziehungsweise bis der Aktions-Fördertopf erschöpft ist – nach dem ,first come, first serve“-Prinzip'“, sagt Marleen Minker.
Jannik Kühlborn. Foto: Justus Stegemann
Wer zuerst kommt, mahlt zuerst – das gilt zwar nicht für Beachvolleyballer, aber ein Ass wie die Leipziger Crowd lassen auch sie nicht aus. Der „King of the Beach“, Jannik Kühlborn, und sein BeachL-Team haben 2021 dank 366 Unterstützern 26.300 Euro für eine 4-Felder-Beachhalle mit 825 Tonnen Sand im Leipziger Westen gesammelt. Heute spielen dank der Initiative und mehr als 7.000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden rund 700 Vereinsmitglieder Beachvolleyball – Tendenz steigend. Für den 30 Jahre alten Werkstudenten der Leipziger Stadtwerke ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen: „Im März 2015 wurde BeachL e.V. in Leipzig aus einer Community von 50 Beachvolleyballverrückten gegründet und ist heute der größte Beachvolleyballverein in Deutschland.“
Eröffnung der Beachhalle
Diese Leipziger Erfolgsgeschichte sorgte bundesweit für Beachtung: Im Januar dieses Jahres wurde Jannik Kühlborn stellvertretend mit dem zweiten Platz beim nationalen Publikumspreis der Sterne des Sports bedacht. 36 Prozent der Zuschauer hatten nach einem Aufruf im ARD-Morgenmagazin für Jannik Kühlborn gestimmt. BeachL konnte vor allem mit den vielen tausend ehrenamtlichen Stunden punkten, die die Vereinsmitglieder auf sich genommen hatten, um eine neue und deutschlandweit einzigartige Beach-Halle in Großzschocher zu errichten. Als Vereins-Chef Christian Rudolf die ausgestreckte Hand des Bundespräsidenten ergriff, war hinter Frank-Walter-Steinmeier auf der Videowand unter dem Vereinsnamen der Leipziger zu lesen: „Von 0 auf 550 in 220.000.000 Sekunden mit unendlich viel Herzblut!“
Jannik Kühlborn schaufelte selbst viele Stunden, um seinen Traum zu erfüllen.
Beispiele wie diese zeigen, dass die Leipziger Community auch bundesweit Strahlkraft hat. Gleiches gilt für den Hörspielsommer e.V. Die neue Bühne des Vereins kann dank ihrer Multifunktionalität auch von anderen Kulturvereinen geliehen werden. „Im Sinne der Nachhaltigkeit und des Gemeinschaftssinns ein weiterer Pluspunkt“, sagt Hannah Evers. Stichwort Wir-Gefühl: Für Crowd-Managerin Marleen Minker ist Crowdfunding auch ein zutiefst bürgernahes und demokratisches Instrument: „Nur die Projekte, die während ihrer Kampagne am meisten Menschen überzeugen, werden tatsächlich auch umgesetzt. Crowdfunding macht es einfach, sich an innovativen Projekten zu beteiligen, die einen Mehrwert für die Gesellschaft leisten.“