So machen Sie Ihr Haus winterfest
von Simone Liss | 29.10.2021
von Leipziger Leben | 30.12.2019
Treten Rohrbrüche im Leipziger Kanal- und Trinkwassernetz auf, beginnt bei den Leipziger Wasserwerken ein wahres Rennen gegen die Uhr. Im Ernstfall greift bei den Leipziger Wasserwerken ein organisatorisches Räderwerk, um Schäden schnell wieder zu beheben.
Störungen können passieren – davor sind auch die betagten Leipziger Kanal- und Trinkwassernetze nicht gefeit. Das Alter, eine hohe Verkehrsbelastung, aber auch extreme Bodenverhältnisse im trockenen Sommer oder bei starkem Frost können zu Schäden an Leitungen und Kanälen führen. Auf diese Fälle sind die Leipziger Wasserwerke vorbereitet: Damit Rohrbrüche schnell behoben werden, greifen hinter den Kulissen viele Zahnräder ineinander.
Ein Mitarbeiter des Entstörungsdienst der Leipziger Wasserwerke erreicht den Ort des Schadens.
Alles beginnt mit einer Schadensmeldung, die von einem Bürger, der Polizei oder beispielsweise einem Straßenbahnfahrer in der zentralen Leitwarte der Leipziger Wasserwerke eingeht. Die Mitarbeiter prüfen die Lage des Schadens und aktivieren die diensthabenden Kollegen vom Entstörungsdienst. Spätestens eine halbe Stunde nach Meldungseingang erreicht der Entstörungsdienst den Ort des Schadens, um nach einer ersten Sichtung weitere Maßnahmen einzuleiten. „Besteht eine akute Gefahr für Verkehrsteilnehmer oder Anwohner, unterstützen uns Polizei und Feuerwehr vor Ort“, berichtet Jörg Pöhler. Als Teamleiter Havarie- und Störungsbeseitigung übernimmt er anschließend die Koordination der Reparatur. Bei extremem Wasseraustritt wird das Trinkwasser unverzüglich abgedreht. Tritt Wasser in geringeren Mengen aus, kann der Schaden mittels moderner Technik geortet werden.
Schon nach einer Stunde beginnt der Bagger die Oberfläche an der Schadenstelle abzutragen. In dieser Zeit telefoniert Koordinator Pöhler mit Behörden und Ansprechpartnern, um beispielsweise Verkehrsumleitungen, Wasserwagen und Abschleppdienst zu organisieren. „Sobald sie meine Nummer sehen, ist immer klar: Eine Havarie steht an. Jetzt muss es schnell gehen“, sagt er. Und auch für Anwohner hat er ein offenes Ohr. „Viele haben Verständnis, wenn wir überfallartig eine Baustelle einrichten und die Straße aufgraben. Die Unannehmlichkeiten durch fehlende Parkplätze oder Lärm sind für viele wesentlich kleiner als fehlendes Wasser für Haushalt oder die Toilettenspülung.“ Ist die Schadstelle am Rohr freigelegt, ist das Zentrallager der Leipziger Wasserwerke gefragt. In der Berliner Straße lagern ständig 1.500 verschiedene Artikel von der kleinen Muffe bis zum Rohrelement mit 1,5 Metern Durchmesser. Innerhalb von nur 15 Minuten liegt der gewünschte Artikel zur Abholung bereit.
Der Blick auf eine Havariebaustelle der Leipziger Wasserwerke.
Das Ziel der Wasserwerker ist es, dass geborstene Leitungen nach vier bis sechs Stunden repariert sind und das Wasser wieder wie gewohnt fließt. „Es ist jedes Mal ein Rennen gegen die Zeit und für den eigenen Anspruch, die Versorgung so schnell wie möglich wieder zu gewährleisten“, sagt Pöhler. Damit ist die Havarie aber nicht abgeschlossen. Besonders in den Wintermonaten fehlt bei manchen Baustellen noch die Asphaltdecke. Erst bei Temperaturen über 5 Grad Celsius kann eine dauerhafte Asphaltschicht eingebaut werden. „Die Freigabe der Straße kann so schon einmal ein paar Tage länger dauern als die Reparatur der Leitung selbst“, sagt Pöhler.
Wasserrohrbrüche halten sich nicht an Arbeitszeiten. Abends und in der Nacht tritt der 24-Stunden Bereitschaftsdienst auf den Plan. „Aufgrund des Lärms, den die Arbeiten mit Presslufthammer und Bagger verursachen, bauen wir in der Nacht nur in absoluten Notfällen“, erklärt Jörg Pöhler. „Ausnahmen bilden Krankenhäuser, Schulen und Kindergärten. Hier müssen wir sofort ran.“ Dank umfangreicher Sanierungen konnten die Rohrschäden in Leipzig und der Region in den vergangenen Jahren übrigens auf rund 700 bis 800 pro Jahr reduziert werden. Mitte der 1990er Jahre waren es noch viermal so viele.
Weitere Information zum Leipziger Trinkwasser finden Sie hier.
Dieser Beitrag erschien im Leipziger Leben 02/2018.