Baustart für Deutschlands größte Solarthermie-Anlage
von Peter Krutsch | 28.03.2024
von Simone Liss | 12.02.2024
Ob Lehrling, Geselle oder Meister: Bis zum 18. Februar treffen sich Deutschlands Handwerker auf der Handwerksmesse Leipzig. Mit dabei: Die Leipziger Stadtwerke.
Diese Frau sorgt in Leipzig für Wärme: Norma Renger.
Sie unterstützt bereits die Wärmewende in Leipzig: Norma Regner, Stadtwerke-Monteurin für Anlagen- und Leitungsbau. Ihr Spezialgebiet sind Fernwärmeleitungen.
Stadtwerke-Chefstratege Hartwig Kalhöfer.
Ob Lehrling, Geselle oder Meister: Bis zum 18. Februar treffen sich Deutschlands Handwerker auf der Handwerksmesse Leipzig. Ob Energiewende, Fachkräftemangel, Robotik oder KI – kein wichtiges Thema wird beim Branchentreff des Mittelstands ausgelassen. Welchen Stellenwert die Handwerksmesse hat, zeigt unter anderem die Gästeliste: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer diskutieren am 14. Februar über die Perspektiven des Handwerks ebenso wie Handwerkspräsident Jörg Dittrich und der Leipziger Stadtwerke-Chefstratege Hartwig Kalhöfer (15. Februar, 15.15 Uhr, Forum Messehalle 5, Thema: Die Energiewende braucht das Handwerk).
Zum Handwerk zählen hierzulande rund eine Million Betriebe mit rund 5,7 Millionen Beschäftigten sowie etwa 350.000 Lehrlingen (Stand 2023). Vom Änderungsschneider bis zur Zweiradmechatronikerin: Mehr als 130 Handwerksberufe können junge Menschen in Deutschland erlernen. Darunter sind so bekannte Berufe wie Bäcker, Maurer, Installateure, Heizungsbauer oder Monteure für Anlagen- und Leitungsbau, aber auch ungewöhnliche Jobs wie Edelsteinschleifer oder Zupfinstrumentenmacher.
Hartwig Kalhöfer hat besonders die Installateure, Heizungsbauer und Monteure für Anlagen- und Leitungsbau im Blick. Nicht ohne Grund: Deutschland will bis 2030 seine Treibhausgasemissionen erheblich reduzieren – und bis 2045 die Klimaneutralität erreicht haben. Leipzig sogar bis 2038. Vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen stimmen. Doch schon jetzt fehlen nach Informationen der Handwerkskammer dafür in ganz Deutschland 90.000 Fachkräfte.
Schaut man sich den Energiebedarf in Leipzig an, zeigt sich: Der des Wärmesektors ist mit 5,7 Terawattstunden pro Jahr (TWh/a) mehr als doppelt so hoch wie der Energiebedarf im Stromsektor (2,3 TWh/a) und im Verkehrssektor (2,2 TWh/a). Derzeit erfolgt die Wärmeversorgung zu knapp 30 Prozent mit Fernwärme aus Erdgas und zu knapp 70 Prozent dezentral mit Erdgas und Heizöl. „Diese gewachsenen Strukturen zu verändern, ist ohne kompetente Fachkräfte im Handwerk nicht zu schaffen“, sagt der Stadtwerke-Chefstratege.
„Es sind eine Vielzahl von Aktivitäten notwendig, um die Energiewende umzusetzen. Immobilen mit Gasheizungen müssen an die neuen Technologien angepasst werden. So werden alte Gasheizungen auch über die übliche Nutzungsdauer weiter betrieben - bis ein Fernwärmeanschluss anliegt. Dann gilt es, die Hausanschluss-Stationen zu installieren und die Hausanlagen umzustellen. Auf der anderen Seite werden auch Wärmepumpen mittelfristig in breiter Front Einzug in Leipzig halten. Diese Umstellung - von einem konventionellen Gasboiler auf eine moderne Wärmepumpe - ist in den meisten Fällen keine Standardlösung. Und wenn die Wärmewende in denkmalgeschützen Gebäuden realisiert werden soll, geht das nur mit den vereinten Kräften des Energieversorgers und des Handwerks. Hier braucht die Wärmewende die Experten aus dem Handwerk, die für jedes Haus die richtige Lösung finden.“
Für alle Beteiligten sei dies eine Herkulesaufgabe. „Nur in der partnerschaftlichen Zusammenarbeit aller Beteiligten - Kommunen und Städten, kommunalen Unternehmen und Energieversorgern, aber auch Handwerk und Kammern - kann dies gelingen. Hier gilt es aber auch, die bestehenden Strukturen zu hinterfragen und neue Allianzen zu bilden. So bieten wir als Leipziger Stadtwerke die Unterstützung bei Zertifizierungen des Handwerks an. Wir planen eine gemeinsame Ausbildungs- und Weiterbildungs-Partnerschaft beziehungsweise die Vergabe von Aufträgen für den Bau von Probeanlagen. Die Leipziger Stadtwerke wollen gemeinsam mit Installateuren, Anlagenmechanikern und Heizungsbauern das Großvorhaben Energie- und Wärmewende stemmen“, sagt der Chefstratege der Leipziger Stadtwerke.
Die Umstellung der heutigen Energieversorgung auf klimafreundliche Wärme bis zum Jahr 2038 ist eines der großen Projekte, die in Leipzig angegangen werden. Diese Frage beschäftigt viele Leipziger Bürger, Immobilieneigentümer, Unternehmer und Handwerker: Wie werden wir künftig heizen? Bis Ende 2024 sollen alle Inhalte eines kommunalen Wärmeplans vorliegen, der verschiedene technische Lösungen für die Beheizung der Gebäude in Leipzig vorschlagen wird. Hier gilt es nun, für jedes Gebäude im Bestand die richtige Lösung zu finden. Schon jetzt ist erkennbar, dass neben Wärmepumpen auch Fernwärmeabschlüsse gute technische Lösungen sind.
Fernwärme wurde viele Jahre als Auslaufmodell der Versorgungswirtschaft betrachtet. Besonders in Großstädten kann die Fernwärme für viele Verbraucher die erste Wahl sein. Häuser, die an die Fernwärme angeschlossen sind, benötigen keinen eigenen Heizkessel mehr. Die bestehenden Kessel müssen ausgebaut und eine neue Hausanschluss-Station als Übergabepunkt aus dem Fernwärmenetz ist zu installieren. Das sind Vorteile in Sachen Komfort und Sicherheit für den Hausbesitzer. „Auf der anderen Seite verändert sich damit das Betätigungsfeld des Handwerks in Zukunft. Aktuell werden pro Jahr in der 625.000-Einwohner-Stadt rund 120 Fernwärme-Hausanschluss-Stationen und Wärmepumpen installiert. 2024 sollen es mindestens 200, in zwei Jahren mindestens 300 und in vier Jahren mindestens 400 sein. Schon jetzt gibt es mehr Anfragen als Kapazitäten“, so Kalhöfer.
Die Wärmepumpe ist die andere technische Lösung für die klimaneutrale Wärmeversorgung. Wärmepumpen kommen vor allem dann zum Einsatz, wenn der Wärmebedarf pro Grundfläche des Gebäudes eher niedrig ist. Auch bei Einzelgebäuden, die nach modernen Energieeinsparungs-Vorgaben gebaut sind, ist die Wärmepumpe eine gute Lösung. Hier sind bereits heute in der Praxis weitere Technologien im Haus vorhanden, die mit einer solchen neuen Wärmepumpe zusammenwirken müssen. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach und die Wallbox in der Garage sind Elemente, die im Zusammenspiel mit der Wärmepumpe erst ihre Stärken ausspielen können. „Noch komplexer wird es, wenn statt der Luftwärmepumpe auch oberflächennahe Geothermie genutzt werden soll. Hier ist nicht nur die Installation selbst, sondern auch die Wartung der verschiedenen Komponenten ein neues Betätigungsfeld für Installateure“, erklärt Kalhöfer. „Nur wenn genügend Installateure vor Ort bereitstehen, kann der Ausbau der Fernwärme gelingen. Die Wärmewende braucht ein starkes Handwerk.“