Feuchtes Toilettenpapier im Klo - der weiße Problemstoff
von Katja Gläß | 19.11.2024
von Sonja Bley | 26.08.2024
Jährlich am 26. August findet der internationale Tag des Toilettenpapiers statt. Der Ursprung des denkwürdigen Feiertags kommt aus den USA und zielt auf eine höhere Aufmerksamkeit für den wohl unentbehrlichsten Alltagsgegenstand.
Schon zur Bronzezeit behalf man sich mit Abwischhilfen: Blätter aus der Natur mussten herhalten, in Deutschland waren Pestwurzblätter (auch bekannt als „Arschwurz“) dafür sehr beliebt. Weichere Materialien oder gar Rollen kamen erst viel später zum Einsatz.
Vor 95 Jahren etwa wickelte Hans Klenk (Namensgeber für Ha-kle) zum ersten Mal auf deutschem Boden Papierstreifen auf eine Rolle. Das aufgewickelte Toilettenpapier wurde hierzulande zum Verkaufsschlager. Jede produzierte Klopapierrolle bestand aus exakt 1.000 Blatt, durch Perforation miteinander verbunden. Heute variiert die Anzahl der Blätter je nach Marke, Qualität und Stärke des Klopapiers. Dabei haben wir Deutschen es gern ein bisschen weicher beim Wischen. Wir bevorzugen drei Lagen. Im Gegensatz zum Rest der Welt – da wird hauptsächlich auf zweilagig zurückgegriffen. Nicht nur die Dicke, auch die Länge ist in Deutschland unterschiedlich. In der Regel zählt das aufgerollte Toilettenpapier 40 bis 50 Meter und der Pappkern 10 cm. Und dieser landet dann im Müll – oder doch nicht?
Zweitverwertung par excellence: Die Knappheit wegen des unerklärlichen Hypes auf Toilettenpapier im ersten Coronajahr brachte Kinderbetreuerin Sabrina Golze auf eine Idee: Sie ließ ihre kleinen Schützlinge die Pappkerne der aufgebrauchten Klopapierrollen kreativ gestalten. Brachte damit ein bisschen Farbe in den tristen Lockdown-Alltag. Dabei sind solche tollen Modelle entstanden, dass sie auch andere Kinder (und Erwachsene) zum Mitmachen aufrufen wollte. Eine rekordverdächtig lange Schlange aus Pappkernen sollte entstehen. Sie holte sich einen namhaften Discounter ins Boot, der beim Aufruf und Sammeln half. So bekam sie über elftausend kunterbunt gestaltete Papprollen zusammen. Diese fädelte sie auf und legte einen 60 mal 28 Meter großen Schriftzug auf den Boden der Mercedes-Benz Arena. „together“ sollte den Zusammenhalt aller Beteiligten in der schwierigen Pandemiephase symbolisieren.
Glaubt man den Befragungen, wird in Deutschland eher mit Falttechnik als mit Zerknüllen für Sauberkeit auf der Toilette gesorgt. Nur rund sieben Prozent der Befragten knüllen das Papier, bevor es zum Einsatz kommt. Wir finden dieses unnütze Wissen ist ein sehr guter Einstieg für Smalltalk bei der nächsten Party: „Hallo, bist du Falter oder Knüller?“
Den Toiletten ist es egal, ob das Papier gefaltet oder zerknüllt hineingelangt. Nicht egal ist, was neben Pipi, Kacka und Klopapier noch im stillen Örtchen landet. Denn Speisereste, Hygieneartikel, Haare, Zigarettenstummel oder gar abgelaufene Arzneimittel sind ein No-Go fürs Klo. Einmal nach unten gespült, landen diese „No-Klos“ in Leipzigs 3.000 km langem Kanalnetz. Dort müssen sie mit viel Aufwand wieder herausgefischt werden damit es „läuft“. Das kostet – Geld, Nerven und Zeit. Jährlich müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Leipziger Wasserwerke rund 300 Pumpendefekte beheben, die durch Verstopfungen verursacht werden.
Die Unachtsamkeit schadet auch der Umwelt. Einzig Ratten freuen sich über das abwechslungsreiche Menü in der Kanalisation und laden ihre Kumpels zur Party ein. Also lieber alles selbst verputzen oder teilen, damit unser Essen eine zweite Chance hat.