Volle Neun: LVB punkten mit Tram-EM und neuem Ticket bei ihren Gästen
von Simone Liss | 23.05.2022
von Marc Backhaus | 03.04.2022
Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) erstellen im Projekt LRVTwin von ihren Straßenbahnen digitale Zwillinge und machen damit den ÖPNV in der Stadt noch effizienter und zuverlässiger. Ein Partnerprojekt, das den Verkehr der Zukunft in die Gegenwart der Messestadt holt.
Verkehr der Zukunft: Eine XXL-Bahn in Leipzig.
Haben Sie schon einmal den Begriff „digitaler Zwilling“ gehört? Das ist ungefähr vergleichbar mit einem Avatar oder einem Memoji – nur deutlich, deutlich komplexer. Ein Avatar ist bekanntlich ein digitales, optisches Abbild einer realen Person, allerdings ohne deren menschlichen Charaktereigenschaften und Besonderheiten simulieren zu können. So etwas kann ein digitaler Zwilling viel besser.
Solche digitalen Zwillinge nutzen die Leipziger Verkehrsbetriebe zukünftig, um ihr Leistungsangebot für Fahrgäste noch zuverlässiger und effizienter zu gestalten – für die LVB zugleich ein technologischer Meilenstein und ein Zeichen für die Zukunftsorientierung des Leipziger Unternehmens.
Das funktioniert folgendermaßen: Die Straßenbahnen der LVB werden mit Sensoren ausgestattet. Diese Sensoren übermitteln zahlreiche Daten von der realen Bahn an eine digitale Plattform in der Cloud. Dazu zählen unter anderem Standort und Geschwindigkeit einer Bahn, aber auch der technische Zustand jedes einzelnen Fahrzeugs. Auf Basis dieser Daten entsteht auf der digitalen Plattform ein visualisierter, virtueller Zwilling jeder Bahn. Das System dahinter prüft und analysiert deren Zustand und Status vollautomatisiert, erkennt dabei beispielsweise potenzielle Mängel, den idealen Zeitpunkt für die nächste Wartung sowie Verbesserungsmöglichkeiten beim Einsatz jedes Fahrzeugs. Diese Informationen stellt das System dann den LVB zur Verfügung.
Verkehr der Zukunft: Eine XXL-Bahn in Leipzig.
Mit dieser präzisen Datenerfassung und schnelle Abrufbarkeit der Daten können die LVB mögliche Ausfälle oder Schäden an Fahrzeugen frühzeitig erkennen und vermeiden. Sie erkennen den Verschleiß und die Ermüdung einzelner Bauteile rechtzeitig und bevor es zu größeren Schäden kommt. So sichert das Leipziger ÖPNV-Unternehmen eine zielgerichtete, schnelle Wartung von Fahrzeugen und Strecken und kann die Mobilität der Fahrgäste sicherstellen und noch zuverlässiger gestalten.
Neben der erhöhten Zuverlässigkeit in der Mobilität soll die Technologie hinter LRVTwin den Verkehr der Zukunft ohne Auto attraktiver machen. Denn von den Kosteneinsparungen, die dadurch möglich sind, sollen Kundinnen und Kunden zum Beispiel in Form von attraktiven Ticketpreisen profitieren, aber auch durch mögliche Investitionen. Wie viel die LVB in diesem Jahr für Ihre Kunden investieren, lesen Sie hier.
Dieses Potenzial für einen noch attraktiveren ÖPNV in Leipzig sieht auch Mario Blumstengel als Bereichsleiter Fahrzeuge der Leipziger Verkehrsbetriebe als großen Pluspunkt: „Nur ein leistungsstarker öffentlicher Nahverkehr kann in Leipzig die Verkehrswende nachhaltig gestalten. Ein wichtiges Element ist dabei die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit unserer Fahrzeuge. Denn je zuverlässiger Straßenbahn und Bus sind, desto attraktiver ist auch unser Angebot.“
In Leipzig und Dresden wird nun anhand von zehn Straßenbahnen geprüft, ob die hiesigen Verkehrsbetriebe das Prinzip eines digitalen Zwillings auf ihre gesamte Fahrzeugflotte übertragen können. Wenn ja, werden sicherlich bald weitere Städte folgen. Ein starkes, innovatives Zeichen für eine moderne Mobilität in Leipzig!
Verkehr der Zukunft: Das Projektteam steht vor einer Straßenbahn.
Entstanden ist diese innovative Idee aus dem Verbundprojekt „LRVTwin“ heraus, in dem sich die Verbundpartner vorerst auf die Mess-Straßenbahn 2.0 konzentrieren. Das Konsortium dahinter besteht unter anderem aus der TU Dresden und dem Fraunhofer Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) sowie den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB), deren Wartungsspezialisten der IFTEC sowie den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB), bei denen diese Methode praxisnah umgesetzt wird. Weitere Partner sind die Robotron Datenbank-Software GmbH, SDS Schwingungs Diagnose Service GmbH, Estino GmbH sowie das Leichtbau-Zentrum Sachsen. Das Projekt wird im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND mit insgesamt 2,2 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert.