Virtuell durch Leipzig: das neue Fahrtrainingszentrum Straßenbahn

von Redaktion | 30.09.2022

Zusammenstoß auf der Goethestraße: Ein linksabbiegender Lkw kollidiert mit der Straßenbahn. Ein lautes Warnsignal ertönt. Doch zum Glück befinden wir uns nicht an einer Unfallstelle, sondern in einer virtuellen Welt. Im neu eröffneten Fahrtrainingszentrum Straßenbahn auf dem Betriebshof Angerbrücke werden die neuen Kolleginnen und Kollegen der Leipziger Verkehrsbetriebe künftig am Straßenbahn-Fahrsimulator erste Fahrstunden absolvieren, um auf Gefahrensituationen wie diese vorbereitet zu sein.

Man sieht das innere einer virtuellen Straßenbahnfhrerkabine. Statt Fenster sind dort Bildschirme zu sehen. Es liegt Schnee auf den Bildern, die über die Monitore zu sehen sind. Mehrere Personen sind in der Kabine.
Vier Computer-Bildschirme und viele Knöpfe bilden das Ausbildungspult. Davor stehen zwei Personen.

Vertreter der Firma Lander begutachten das Ausbilderpult

Das im bunten Graffitistil gestaltete Fahrtrainingszentrum Straßenbahn in der kleinen Wagenhalle ist kaum zu übersehen. Die Innenräume zeichnen sich dann jedoch eher durch technische Klarheit aus – logisch, denn hier ist maximale Konzentration von Fahrschülern und Ausbildern gefragt. Insgesamt finden sich im Fahrtrainingszentrum drei Simulatoren: zwei für den Straßenbahntyp NGT12, auch als XXL bekannt, und einen für NGT10, also für die XL. Erweiterungen für die nächste Straßenbahngeneration sowie eine Bus-Fahrsimulation sind zukünftig geplant.

Fahrtrainingszentrum Straßenbahn: fast wie in der Realität

Man sieht das innere einer virtuellen Straßenbahnfhrerkabine. Statt Fenster sind dort Bildschirme zu sehen. Es liegt Schnee auf den Bildern, die über die Monitore zu sehen sind.

Dank Simulator sind auch Winterfahrten im Sommer bei 30 Grad möglich

Das spanische Unternehmen Lander hat sowohl die Hardware der Fahrerkabine nachgebaut als auch einen Großteil des Leipziger Verkehrsnetzes detailliert animiert. Markante Plätze und Gebäude wie der Augustusplatz und der Hauptbahnhof sind wirklichkeitsgetreu umgesetzt und auch von Weitem schon auf den Bildschirmen erkennbar. „Nicht jede Straße kann jedoch fotorealistisch abgebildet werden“, erklärt LVB-Fahrschulleiter Dirk Deichsel, „das ist eine Kostenfrage.“ Keine Kompromisse wurden jedoch bei der Signalgebung gemacht. Jede Ampel, jede Weiche ist zentimetergenau an dem Ort, wo sie sich auch im realen Leipzig befindet.

Durch Fahr- und Klingelgeräusche sowie einem Fahrersitz, der bei jeder Weichenüberquerung leicht ruckelt, wirkt die Simulation noch realistischer. Auch jede Gegebenheit kann simuliert werden – von verschiedenen Witterungsbedingungen, wie Nebel, Regen oder Schnee, über die Verkehrsdichte bis hin zu unaufmerksamen Passanten, die noch langsamer auf das Signal der Straßenbahn reagieren, wenn sie Kopfhörer tragen. Unfälle oder Störungen können ebenfalls simuliert werden. Der Ausbilder kann diese Ereignisse individuell der Strecke anpassen. „Es wäre ja nicht der Sinn der Sache, wenn die Auszubildenden irgendwann wissen: Nach dieser Kreuzung bei Linie 8 gibt es einen Schienenbruch“, so Fahrschulleiter Deichsel. „Genau dafür ist der Simulator ja da, dass man solche Gefahrensituationen in Ruhe üben kann.“ Der Fahrgastbereich wird ebenfalls simuliert. Legt der Fahrer eine Vollbremsung ein, so stürzen einige virtuelle Insassen zu Boden. Jetzt heißt es schnell reagieren. Wie im echten Leben muss der Fahrer nun sofort die Leitstelle, hier den Ausbilder, informieren und sich um die verletzten Fahrgäste kümmern.

Trainingsziel: ressourcenschonendes Fahren

LVB-Geschäftsführerin Personal, Kathrin Lukas, und LVB-Aufsichtsratsvorsitzender, Torsten Bonew eröffnen feierlich das neue Fahrtrainingszentrum. Sie stehen vor einer grauen Tür und öffnen diese zusammen.

K. Lukas und und T. Bonew eröffnen das Fahrtrainingszentrum.

Neben den Simulatorenkabinen befinden sich große Monitore, auf denen Ausbilder und Auszubildende die Fahrt mitverfolgen können und auch sehen, welche Elemente bedient werden. Anhand von Referenzkurven können sie nachvollziehen, an welchen Stellen zum Beispiel Energie hätte eingespart werden können. „Das ist wie beim Auto. Wenn man an die Haltestelle fährt und die Straßenbahn ausrollen lässt, statt abzubremsen, dann spart dies Energie“, erzählt Dirk Deichsel. Und auch die Ausbildung selbst spart Energie, denn der Simulator benötigt deutlich weniger Strom, als wenn immer mit einer echten Straßenbahn geübt würde. Katrin Lukas, Geschäftsführerin Personal und Fahrservice bei den LVB, erklärt: „Mehr denn je gilt, das Thema Energiekosten sparen ist das Gebot der Zeit. Auch bei uns als Unternehmen explodieren die Energiekosten. Darum sind wir natürlich auch darin bemüht, Lösungen zu finden. Ressourcenschonende Fahrweise kann man trainieren und gerade hier in diesem digitalen Fahrtrainingszentrum Straßenbahn können wir das für die verschiedensten Bedingungen tun.“

Am 23. September wurde das Fahrtrainingszentrum Straßenbahn auf dem Betriebshof Angerbrücke offiziell eröffnet. Noch bis Mitte Dezember befindet es sich im Probebetrieb. Danach sollen Auszubildende, Quereinsteiger und Bestandspersonal hier regelmäßige Lehrgänge und Übungseinheiten absolvieren.

Jobvielfalt im #Team Leipziger

„Mit dem Fahrtrainingszentrum Straßenbahn bieten wir neuen Kolleginnen und Kollegen effiziente, moderne Ausbildungsbedingungen in einem innovaten Mobilitätsdienstleister und bilden unsere heutigen Beschäftigten stets auf modernsten Stand der Technik weiter, um Ressourcen zu schonen und die Sicherheit unserer Kunden zu gewährleisten“, so Katrin Lukas, Geschäftsführerin Personal und Fahrservice der Leipziger Verkehrsbetriebe.

Die Beschaffung der Simulatoren wurde durch den Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig gefördert. In den nächsten Wochen starten etwa 20 Fahrer in ihre Ausbildung bei den LVB.

Mehr als 30 Ausbildungsberufe und mehr als 100 Arbeitsgebiete – die Leipziger Gruppe ist ein Schmelztiegel verschiedenster Professionen und Passionen. Der kommunale Unternehmensverbund von Leipziger StadtwerkenVerkehrsbetrieben, Wasserwerken und Sportbädern beschäftigt rund 4900 Menschen mit den unterschiedlichsten Berufen und Berufungen. Die Bandbreite an Möglichkeiten spiegelt die Vielfalt der Leipziger Gruppe wider und ist für Personalverantwortliche das Argument schlechthin: Hier ist jeder gefragt und willkommen.

Weitere Informationen zu den Jobangeboten im  #TeamLeipziger finden Sie unter www.L.de/karriere.

Einen Blick in die Geschichte der Leipziger Verkehrsbetriebe erhalten Sie in unserem L-Blog.

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