17 aus 49: Gewinnzahlen für Leipzig
von Simone Liss | 11.02.2022
von Simone Liss | 29.11.2022
Thomas Nitschke will es genau wissen: „Wie alt ist Ihr Kühlschrank? Wie ist er gefüllt? Wie lange läuft Ihr Fernseher am Tag? Wie hell ist er eingestellt? Läuft Ihr W-Lan-Router rund um die Uhr? Nutzen Sie Alexa? Haben Sie einen Wäschetrockner? Falls ja, welcher Art? Nutzen Sie noch Deckenfluter? Ist Ihr Wasserkocher doppelwandig? Haben Sie eine Tiefkühltruhe im Keller?“ Detlef S. steht dem Stromsparhelfer der Caritas Leipzig Rede und Antwort.
Mit einem digitalen Strommessgerät ermittelt Thomas Nitschke den Verbrauch von Haushaltgegenständen.
Der Rentner verbraucht rund 1800 Kilowattstunden pro Jahr in seinem Haushalt. Er gehört, ob seines Einkommens, nicht zur Zielgruppe der Caritas, möchte aber trotzdem das Know-how von Thomas Nitschke nutzen. „Aus zwei Gründen: Vor dem Hintergrund der aktuellen Energiepreisentwicklung und meinem persönlichen ökologischen Fußabdruck beziehungsweise meiner CO2-Bilanz möchte ich mein Einsparpotenzial prüfen und meine Gewohnheiten – meinen Strom-, Wärme- und Wasserkonsum – bewerten lassen“, sagt der 77-Jährige.
Der Diskurs der beiden Männer dreht sich auch um das 6.000-Kilowatt-Notstromaggregat, das sich Detlef S. für den Fall eines Stromausfalls angeschafft hat. „Wie viel Kilowatt-Leistung Ihr Notstromaggregat haben sollte, hängt von Ihrem Strombedarf ab, also: Wie viele Verbraucher werden an das Aggregat angeschlossen? Wichtig ist, dass Sie in diese Rechnung nur die Geräte mit einbeziehen, die bei einem großen Strombedarf auch wirklich in Betrieb bleiben müssen. Dazu zählen oft: der Kühl- und Gefrierschrank, die Beleuchtung, die Heizung und der Herd“, sagt Thomas Nitschke. Der 50-Jährige war im früheren Berufsleben Kfz-Mechaniker und ist vor zehn Jahren als Quereinsteiger zur Energieberatung gekommen. Sein Hinweis: „Auch mit einer Photovoltaikanlage sind Sie nicht vollkommen autark. Denn zum Betrieb dieser wird ebenfalls Strom benötigt. Eine Alternative sind Notstromaggregate mit Solarstrom. Damit sie funktionieren, muss allerdings die Sonne scheinen.“
Preisverleihung des Zukunftspreis 2022. Foto: Charlotte Sattler
Für sein Engagement in puncto Energiesparen, Energiekosten senken, Umwelt- und Klimaschutz ist das Stromspar-Check-Team der Caritas in diesem Jahr in der Kategorie „Zeichen setzen, Spuren hinterlassen“ mit dem Leipziger Zukunftspreis 2022 ausgezeichnet worden. Für die Jury – bestehend aus den Stiftern: Stadt Leipzig, Forum Nachhaltiges Leipzig, Leipziger Gruppe, VNG Stiftung, Sparkasse Leipzig, WEV Westsächsische Entsorgungs- und Verwertungsgesellschaft – war der Nachhaltigkeitsaspekt des Services ausschlaggebend.
Stand heute hat das Stromspar-Check-Team seit dem Start des Projekts im Jahr 2008 rund 6.500 Haushalte beraten und so mehr als 14.000 Menschen erreicht. Rund 74.000 Soforthilfen in Form von LED-Leuchten, Wasser-Perlatoren, wassersparenden Duschköpfen, schaltbaren Steckdosenleisten, Thermometern und Hygrometern wurden kostenlos ausgegeben; rund 700 neue, hocheffiziente Kühlgeräte angeschafft. „Im Schnitt spart ein Haushalt durch unsere Maßnahmen 123 Euro pro Jahr. Mit dem Tausch des Kühlschranks sind es sogar 229 Euro pro Jahr“, sagt Projektleiter Marcus Zschornack. Er freut sich über die Würdigung des Caritas-Engagements: „Wir leisten nicht nur einen wichtigen Beitrag gegen ,Energiearmut‘, sondern haben auch mit unseren Soforthilfen über die Jahre 6.528 Tonnen CO2 eingespart. Ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz in Leipzig.“
Mit dem Preisgeld des Leipziger Zukunftspreises will der katholische Wohlfahrtsverband die Stromspar-Check-Sprechstunde ab Januar 2023 ausweiten und neben Menschen mit sozialen Transferleistungen (u.a. Wohngeld-, Arbeitslosengeld-II-Empfänger) künftig auch Ruheständler mit niedriger Rente, Arbeitnehmer mit kleinem Lohn oder Studenten beraten. Die Nachfrage sei gerade groß, sagt Thomas Nitschke, der gemeinsam mit seinen Kollegen Igor Nijberg und Ralf Steger durch Beratung vor Ort, in den Wohnungen, beim Einsparen von Strom, Wasser, Warmwasser und Heizenergie hilft. Zudem soll ab 1. April 2023 die Heizenergie stärker in den Fokus der Beratung genommen werden.
Für Elke Willmann, Risikomanagerin bei den Leipziger Stadtwerken, ist das Engagement der Energiesparhelfer nicht hoch genug zu schätzen. „Der Stromspar-Check führt nicht nur zur finanziellen Entlastung von Hilfesuchenden und zur Einsparung von Ressourcen, sondern entlastet auch öffentliche Kassen, Vermieter und Energieversorger – durch eine nachhaltige Kundenbeziehung können unter anderem Forderungsausfälle minimiert werden –, ermöglicht eine sinnstiftende Tätigkeit und dockt an andere Hilfsangebote an.“ Die Leipziger Stadtwerke unterstützen deshalb seit 2008 die Initiative und übernehmen Jahr für Jahr die Druckkosten für die Werbeflyer zum Stromspar-Check. Auch das Energie- und Umweltzentrum des kommunalen Unternehmens baut Hilfesuchenden eine Brücke zur Caritas. „Wir blenden die Bedürfnisse und Nöte unserer Kunden nicht aus und helfen, wo wir können, um eine gute Lösung zu finden“, sagt Elke Willmann.
Weitere Preisträger des Leipziger Zukunftspreises 2022 sind die Reparaturinitiative Café kaputt sowie die Digitalisierungsinitiative „Tech Teens – IT starts with you“ der Joblinge gAG Leipzig.
telefonisch unter 0341 96361-57
mobil 0176 4330 4840, 0157 5816 6206
oder per E-Mail unter stromspar-check@caritas-leipzig.de
Ansprechpartner: Thomas Nitschke, Igor Nijberg
Die offenen Sprechzeiten im Caritas Beratungszentrum, Ruth-Pfau-Straße 2, sind Dienstag 13 bis 15 Uhr. Sie können einen Termin online buchen unter Onlineterminvergabe