Folge 1: Unterwegs mit Lucas Krzikalla

Auf dieser Seite findest du das Transkript der ersten Podcastfolge von "Leipziger Bus- und Bahngeflüster – der Podcast unterwegs mit den LVB".

Lucas: Ich hatte mein Umfeld, meinen Background, der Verein, die Mannschaft, meine Familie, Freunde wussten ja alle Bescheid, dass ich schwul bin und deswegen war es für mich irgendwie komisch, das weiterhin zu verstecken und ich wollte einfach selber was verändern. Damit es einfach von den Vorurteilen, die da so vorherrschen in dem Männersport, dass das ja nicht sein darf, irgendwie damit aufzubrechen.

LVB Sprecherin: Nächste Haltestelle Leipziger Bus und Bahngeflüster. Der Podcast unterwegs mit den LVB. Es fahren mit Julia Menger und...

Julia: ...Lucas Krzikalla den treffe ich heute. Hallo Hi, Hallo, ich bin Julia Menger, Radio und Fernsehmoderatorin und Leipzigerin und das ist Bus und Bahngeflüster der Podcast unterwegs in Leipzig und für diesen Podcast treffe ich Menschen, die mit den Leipziger Verkehrsbetrieben unterwegs sind, in Leipzig alles Menschen die etwas bewegen in Leipzig und in ganz Deutschland und bestes Beispiel dafür ist Lucas Krzikall. Wir fahren eine Runde mit der 8. Das ist wahrscheinlich eine der Linien, die du öfter benutzt, weil die fährt zur Arena.

Lucas: Genau. So sieht es nämlich aus.

Julia: Sehr gut. Also wo ist es wenn du einsteckst, wo setzt du dich hin? Also du spielst ja beim SCDHfK als Handballer. Position Rechtsaußen, ist das so eine... naja, so eine Position wo du hin tendierst. Also wenn die Bank frei ist würdest du dich eigentlich rechts hinsetzen oder sitzt du jetzt auf dem rechten Platz von beiden.

Lucas: Ja, ich weiß gar nicht, also ist immer individuell, wie gerade Platz ist in der Straßenbahn tatsächlich, ich würde wahrscheinlich eher da sitzen, wo du sitzt.

Julia: Ja, das ist ja rechts.

Lucas: Genau. Ich würde wahrscheinlich eher da sitzen.

Julia: Wollen wir tauschen? Ich möchte, dass du dich wohlfühlst hier auf dieser Fahrt.

Lucas: Weil ich Linkshänder bin, und das ist dann so meine Richtung. So würde ich auch auf dem Spielfeld stehen, also wenn jetzt da die Fahrtrichtung, das Tor wäre, würde ich auf dieser Seite spielen.

Julia: Du hast aber keinen Handball und wirst nichts werfen.

Lucas: Nee, ich denke, in der Bahn ist das eher kontraproduktiv.

Julia: Aber ist das als Linkshänder, jetzt bin ich ja, jetzt oute ich mich als nicht so handballaffin. Ist es nicht komisch, wenn man, wenn man rechts spielt ist es nicht gut, wenn man so ganz von der Seite kommt, also als Rechtshänder, rechtsaußen spielt oder ist das Quatsch.

Lucas: Das ist Quatsch. Genau, weil wenn du sozusagen zum Tor läufst, hast du den Arm hier und das Tor ist da. Wenn du den Arm hier hast ist natürlich der Weg zum Tor ein bisschen länger. So hast du ein bisschen eine offenere Position zum Tor.

Julia: Verstehe und das Tor ist ja auch nicht so groß im Handball, oder?

Lucas: Genau, nicht so groß wie im Fußball.

Julia: Nicht so groß wie im Fußball. Vom Fußball hab ich noch weniger Ahnung, da hast du Glück gehabt.

Lucas: Frag mich aber auch nicht nach den Maßen.

Julia: Wie war denn dein Tag so bisher? Wie geht es dir heute?

Lucas: Ja, mir geht es sehr, sehr gut. Bis jetzt war mein Tag noch entspannt, kam aber vom Training, aber es war halt zum Glück nicht ganz so anstrengend, weil wir in 2 Tagen schon wieder spielen. Genau da ist so ein bisschen Vorbereitung auf den Gegner heute schon dran gewesen.

Julia: Das heißt mehr Theorie als Praxis? Und das findest du dann nicht so anstrengend?

Lucas: Ja, es geht. Also, es ist mehr auf einer Seite so, dass man ein bisschen mehr Taktik übt. Da ist jetzt nicht zu viel Lauferei, würde ich meinen.

Julia: Also arbeitest du lieber mit dem mit dem Kopf als ausdauernd.

Lucas: Schon gerne, aber meine Lieblingsübung so im Handball sind schon eigentlich laufen und Krafttraining, das mache ich schon tatsächlich sehr, sehr gern.

Julia: Ok. Ich habe eine kleine Schnellfragerunde, weil wir treffen uns ja heute hier zum ersten Mal, fahren zusammen Straßenbahn. Erstmal vor der Schnellfragerunde hast du schon mal ein Gespräch in der Straßenbahn angefangen mit jemandem, den du nicht kennst?

Lucas: Naja, Gespräch angefangen in Anführungsstrichen. Ich habe mal gefragt, könnte ich mich da hinsetzen wo der Rucksack von einer Person lag und das war das einzige Gespräch, würde ich jetzt sagen.

Julia: Der einzige Satz wahrscheinlich, der da gefallen ist.

Lucas: Da kam nur: Ja klar und dann durfte ich mich hinsetzen.

Julia: Bist du so ein Smalltalker? Also wenn wenn du so, weiß ich nicht an der Tür stehst mit jemandem und sagst, oh nein, jetzt regnet es draußen, ich habe einen Regenschirm vergessen oder irgendwie sowas.

Lucas: Eher weniger. Ich bin dann so, wenn ich in die Bahnen einsteige oder kurz davor, so eher für mich. Es sei denn, ich bin irgendwie in der Gruppe unterwegs mit Freunden, dann klar Quatsch so, aber wenn ich allein unterwegs bin, dann hab ich auch gern mal so irgendwie Musik auf den Ohren und fahr dann ganz entspannt Bahn.

Julia: OK. Dann startet jetzt die Schnellfragerunde. Während wir hier über die Gleise rumpeln, stehen oder sitzen in der Bahn?

Lucas: Stehen.

Julia: Fenster oder Gang?

Lucas: Fenster.

Julia: Leute gucken oder aufs Handy gucken?

Lucas: Aufs Handy.

Julia: Ja, also Kopfhörer oder Gesprächen lauschen. Hast du gerade schon beantwortet. Kopfhörer, was hörst du denn so?

Lucas: Eigentlich immer querbeet, tatsächlich an Musik immer auf was ich gerade Lust hab. Jetzt ist zum Beispiel gerade so ne kleine Frühlingsplaylist noch drin. Weil ich bin da irgendwie so n Jahreszeitentyp, der da auch sich gerne irgendwie von den Jahreszeiten mitnehmen lässt.

Julia: Aber was ist da drauf, sag ein Lied was da drauf ist. Was als letztes lief.

Lucas: Zum Beispiel die 4 Jahreszeiten.

Julia: Oha! Und dann?

Lucas: Da kommt gerade der Frühling.

Julia: Genau man hat's im Kopf. Und dann guckst du zum Fenster raus und hast das Gefühl, du bist in einem Film, bist so Main character in deinem eigenen Film.

Lucas: Fast fast. Ja. So ist natürlich ganz schön jetzt gewesen, als die Magnolien alle so geblüht haben. Wenn man da in der Straßenbahn natürlich sitzt, dann verweilt man da auch gern irgendwie, und das ist einfach schön anzusehen.

Julia: Leipzig ist Magnolienstadt, habe ich festgestellt. Es gibt so viele.

Lucas: Finde ich auch.

Julia: So, so viele. Bist du schon mal schwarz gefahren?

Lucas: Ja.

Julia: Nur einmal stimmts. Ein einziges Mal und dann nie wieder.

Lucas: Ja, natürlich.

Julia: Würdest du sagen, telefonieren ist okay in der Straßenbahn?

Lucas: Ja, würde ich schon sagen. Also ich bin auch eher einer, der weniger telefoniert und wenn ich telefoniere, in der Straßenbahn dann eher leiser, aber für mich wäre es trotzdem okay.

Julia: Findest du es okay Podcast aufzunehmen in der Straßenbahn.

Lucas: Ich denke schon. Ist mal was Neues.

Julia: Ich glaube auch haben die anderen wenigstens ein bisschen Unterhaltung. Hörst du anderen Leuten zu, wenn sie telefonieren in der Straßenbahn, also setzt sie sich dann ein bisschen näher ran und machst die Musik vielleicht aus, lässt aber die Kopfhörer auf, so dass sie denken, du hörst gar nicht zu.

Lucas: Ich glaube, ich habe es tatsächlich schon mal gemacht. Also ich habe schon mal so Gesprächen gelauscht ohne Musik, weil irgendwie manchmal ist es natürlich spannend.

Julia: Manchmal ist es spannend was die so erzählen. Isst du in der Stressmaske? Döner, Burger?

Lucas: Nee, das mag ich ja gar nicht. Dann ist der ganze Geruch auch in der Straßenbahn, das ist immer, da kommst du rein und denkst dir, oh nee, eigentlich die Nächste nehmen.

Julia: Das stimmt. Wie sieht es aus mit Flirten in der Straßenbahn, findest du, das ist ein guter Ort dafür?

Lucas: Ich glaube so für Blickkontakte. Manchmal könnte es natürlich schon ganz gut sein. Ich habe ja einen Freund, also bei mir ist es jetzt eigentlich erst mal gegessen das.

Julia: Schließt sich doch bitte nicht ab.

Lucas: Ja, natürlich nicht. Aber nee, wenn dann mit Blickkontakten ja so.

Julia: Man liest es ja auch oft so in den Kleinanzeigen. So, wir haben uns gesehen in der Linie 8. Du hattest das an und hast mich angeguckt und ich hab mich nicht getraut.

Lucas: So wie wir jetzt gerade.

Julia: So wie wir jetzt gerade. Aber wir reden miteinander, wir sind ganz mutig. Ich finde, man sollte da. Ich lese so oft oder habe es früher auch so oft gelesen, dass ich dachte, man muss mutig sein, man wird den Menschen wahrscheinlich nicht.Mehr finden. Also Leipzig ist jetzt nicht so riesig, aber auch nicht so klein, dass man jemanden dann unbedingt zweimal trifft.

Lucas: Ja, das kommt immer drauf an. Aber ich finde, wenn man so in der  selben Straßenbahn ist, hat man vielleicht auch den selben Weg und vielleicht könnte es irgendwie noch mal matchen.

Julia: Aber bist du eher so ein Schicksalstyp oder nimmst du die Dinge? Also ich wäre dann eher ich würde das dann in die Hand nehmen und das nicht dem Zufall überlassen, also generell jetzt nicht nur wenn es ums Flirten geht, sondern so generell.

Julia: Bist du jemand, der eher darauf vertraut, dass die Dinge sich schon regeln und das Schicksal entscheidet, oder?

Lucas: Sowohl als auch. Ich glaube, ich würde mich so als ein bisschen so ein Zwischenmensch da sehen. Also ich glaube schon, dass manches so vom Schicksal vorherbestimmt ist. Aber wenn ich irgendwas möchte, dann muss es natürlich auch selber irgendwie was dafür tun. Und da irgendwie mich in Bewegung setzen, dass das auch dann vorangeht.

Julia: Hast du davon geträumt, immer in der ersten Handball Bundesliga zu spielen? Also war das so n Plan, den du dir selber erfüllt hast.

Lucas: Das war schon ein Plan. Ja doch, das war schon ein großer Wunsch und Traum von mir und ich meine ich komme aus ner Kleinstadt, bin dann 2010 hierher gezogen und dass das dann alles so funktioniert hat, dass ich in der ersten Liga spiele bei den ersten Männern hier. War schon ein großer Traum von mir.

Julia: Wann hat er angefangen der Traum, wann hast du denn angefangen? In Meißen bist du aufgewachsen.

Lucas: In der Nähe. Genau.

Julia: Hast du dort angefangen, das zu träumen?

Lucas: In Großenhain habe ich angefangen und da ging natürlich auch die Träumerei mit los. Ja, so als ich hab mit 5 angefangen Handball zu spielen und dann ja so in der Jugend war das natürlich schon irgendwie ein Wunsch, es war ganz, ganz weit weg, aber.

Lucas: War immer bewundernswert, wenn man zu den großen Idolen die 2007 ja dann Weltmeister geworden sind im Handball, irgendwie hinaufschauen konntetzt.

Julia: Jetzt bist du selber so ein Idol und bist ja wirklich Handballstar in Leipzig? Wie ist es so, wenn du unterwegs bist? Bist du da eher privat unterwegs oder wirst du oft erkannt? Jetzt hast du sogar noch so ein. Du hast ja quasi ein Sport Outfit auch an. Vielleicht legst du es auch drauf an und fährst Straßenbahn in deinem Trikot.

Lucas: Ja, also man wird schon ab und zu erkannt, aber die Leute, die einen erkennen, die sind dann wirklich auch eher handballaffin, oder gehen auch häufiger zum Handball, zum Spielen, da wird man schon so ein bisschen erkannt, aber sonst in der Stadt eher weniger.

Julia: Was machen die so, wenn die dich erkennen? Gucken die merkst du das an den Blicken oder sagen die Hallo?

Lucas: Sie schauen natürlich im ersten Zug, aber dann sagen Sie vielleicht auch Hallo oder gut gespielt oder gutes Spiel gestern oder letzte Woche, wenn gerade irgendwie ein Heimspiel war. Oder wollen vielleicht auch mal ein Foto. Genau.

Julia: Eher Foto oder Autogramm?

Lucas: Eher Foto tatsächlich, weil Autogramm ist immer wo drauf und Stift ist meistens irgendwie nicht so richtig.

Julia: Na, ich wollt grad fragen, hast du nicht immer einen Stift dabei. Zufällig hab ich hier mein Edding und könnte dir jetzt hier auf den Arm schreiben.

Lucas: Ah nee, das mag ich nicht. Ja, das mag ich nicht so.

Julia: Das kommt unsympathisch, aber für Selfies bist du immer.

Lucas: Ja klar, gerne.

Julia: Hast du einen selfie Trick ich find ich seh immer schrecklich aus auf Selfies. Muss der andere machen oder das Foto?

Lucas: Tatsächlich kommen viele zu mir, so nach dem Spielen und sagen, du musst das machen.

Julia: Weil die besser aussehen wollen auf dem Bild.

Lucas: Weiß ich nicht. Also mir ist es ein bisschen gleich tatsächlich. Also ich kann das gerne machen.

Julia: Diesen Service übernimmst du gerne, das ist doch nett, guckst du dir die danach an, dann bei Instagram und guckst wie du dann darauf aussiehst.

Lucas: Also wenn Sie mich irgendwie verlinken oder irgendwie posten ein Bild dann schon, aber in der Regel denke sollte es schon passen und wenn man mal irgendwie nicht ganz so perfekt oder gut aussieht, dann ist es jetzt so, das stört mich, stört mich eher weniger.

Julia: Bist du da uneitel? Aber das ist dann so im Internet drin.

Lucas: Ja.

Julia: Okay, ich guck mir das ab.

Lucas: Es gibt auch manchmal Negatives, also nich so schöne Seiten, sagen wir es so.

Julia: Man kann nicht immer von der Schokolade. Vielleicht hast du aber auch nur Schokolade Seiten. Ich guck grad mal links und rechts ja.

Lucas: Ich würde eher sagen von links.

Melodie.

Julia: Oh wow, guck mal aus einem Fenster, wie souverän die Busfahrerin die ganzen Meter Fahrzeug durch die Straßen bewegt. Wahnsinn. Wusstest du, dass die Fahrerin und Fahrer bei den LVB ihre eigene Work Life Balance kreieren können, mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, wunschdiensten und sogar Kita Kontingenten?

Julia: Ich finde das klingt richtig gut, vor allem darf man nicht vergessen, dass ohne diese Personen kein Fahrzeug vom Betriebshof rollen und die Stadt einfach lahmlegen würde. Ein richtig wichtiger Job, wenn du auch große Dinge bewegen möchtest und die Leipzigerinnen und Leipziger an ihr Ziel bringen, dann bewirb Dich jetzt unter L.de/Busfahren und komm zu den LVB.

Melodie.

Julia: Merkst du was von dem Handball Fieber, was wir letztes Jahr alle alle gespürt haben bei der EM? Alle waren ganz happy und haben Handball geguckt, ich hab Handball geguckt. Du sowieso. Aber merkst du, dass seitdem die Leute noch mehr dabei sind beim Handball?

Lucas: Schon ein bisschen. Also wir merken es auch bei uns so ein bisschen an den Zuschauerzahlen, dass die auch konstant weiter nach oben gehen und mehr Leute einfach in die Halle kommen, in die Arena und das freut mich natürlich auch zu sehen und das merkt man dann schon, dass der Hype so ein bisschen auch in Leipzig mit angekommen ist, auch wenn Leipzig leider keine Spielstandort war von der EM aber. So langsam entwickelt sich da was und mal gucken. Ich glaube 2027 wenn mich nicht alles täuscht, ist dann auch die WM wieder in Deutschland. Das können natürlich auch wieder ein schöner Indikator sein dafür.

Julia: Ja, ich habe einmal in meinem Leben ein Handballtraining gemacht und es war die anstrengendste Stunde meines ganzen Lebens. Bin nie wieder hingegangen. Ich kann mir aber vorstellen, beim gucken oder habe ich ja auch gemerkt, das gucken ist ja sehr viel abwechslungsreicher, wie ist es in der Halle, also warum, warum sollte man zu einem Handballspiel kommen von euch?

Lucas: Ja, natürlich es fallen viele Tore und natürlich ist auch n Dach über der Halle, also so, dass nie schlechtes Wetter ist. Das darf man ja nie vergessen und dadurch, dass ein Dach über der Halle ist sammelt sich natürlich die ganze Spannung, die ganze Leidenschaft, die auf dem Feld ist, auch bei den Zuschauern und es ist ein sehr energisches und leidenschaftliches Spiel, weil ja, also da geht's eben zur Sache, also schon mehr als beim Fußball muss man jetzt auch sagen und dadurch. Ist der Ehrgeiz auch für viele geweckt. Da viele Tore fallen, sind auch viele Spiele bei uns jetzt vor allem die sehr knapp enden, zum Beispiel jetzt am Sonntag, haben wir nur mal ein Tor in den letzten 10 Sekunden noch gewonnen, so ungefähr, und das ist dann natürlich so ein Spiel, was die Zuschauer auch sehr, sehr mitnimmt, emotional auch.

Julia: Ja, das glaube ich, das ist anstrengend. Ist es klimatisiert in der Halle, wenn du sagst, Energie sammelt sich da?

Lucas: Ja die heiße Luft.

Julia: Die heiße Luft, bist du aber manchmal neidisch auf den Fußball, was der so für Aufmerksamkeit kriegt. Also ich kann das ja nur so als von außen betrachten und denk mir immer: Wow, die anderen Sportarten, die müssen so ein bisschen, weiß ich nicht, bisschen angenervt sein, dass alle immer nur über den Fußball reden und es gibt noch so wahnsinnig viel mehr.

Lucas: Ja, natürlich, wenn man so sieht bei uns. Wir kriegen leider nicht die Halle immer komplett voll auf 6000 Zuschauer, aber zum Fußballspiel gehen immer, ich weiß gar nicht wieviel ins Stadion passen, aber ist ja fast immer ausverkauft. Natürlich ist das so ein bisschen. Ja, ne andere Aufmerksamkeit, die da der Fußball auch bekommt. Wie du schon sagtest. Das kann man nur Schritt für Schritt, glaube ich, auch ändern, indem wir einfach auch gute Leistungen zeigen. Und dann steht das vielleicht doch gar nicht mehr so sehr im Raum. Aber der Fußball ist eben Fußball. Deutschland ist mehr Fußball fixiert als auf andere, kleinere Sportarten, was ich natürlich schade finde. Aber ich denke, mit Leistung kann man das auch wieder verändern.

Julia: Aber Handball scheint so die die coolere Sportart zu sein und vielleicht auch so n bisschen die modernere Sportart, auf jeden Fall eine Sportart, in der du dich sowohl fühlst, dass du dein Coming out hattest, was man ja von Profisportlern und gerade von Profimannschaftssportlern gar nicht kennt. Ich glaube, du warst der erste in der Bundesliga, also Handballvereine.

Julia: Fußballvereine mit eingenommen, so Mannschaftssportarten, der sich das getraut hat, muss man ja sagen. Warum zum Teufel wolltest du der Erste sein?

Lucas: Ja, also ich fand es irgendwie wichtig, da auch ein Zeichen einfach zu setzen, dass es im Handball eben auch schon angekommen ist, dass es da queere Sportler:innen auch gibt. Und ja, ich hatte mein Umfeld, meinen Background, der Verein, die Mannschaft.

Lucas: Meine Familie, Freunde wussten ja alle Bescheid, dass ich schwul bin und deswegen war es für mich irgendwie komisch, das weiterhin zu verstecken, weil es für mich nie was geändert hatte, beziehungsweise ich hatte immer den Background, die Unterstützung da und ich wollte einfach selber was verändern, damit es einfach von den Vorurteilen die da so vorherrschenden in dem Männersport, dass das ja nicht sein darf. Irgendwie damit aufzubrechen.

Julia: Aber was heißt Verstecken? Wie muss man sich das vorstellen, wenn man Sportler ist, der quasi seinen großen Teil von seinem Privatleben. Leugnen muss, betrifft es Interviews, betrifft es auch Essen gehen und sowas. Alles, was in der Öffentlichkeit stattfindet.

Lucas: Ja, es hat zum Teil natürlich Interviews betroffen, aber eben auch so. Wenn ich mit meinem Freund irgendwie in der Stadt unterwegs war, dann eher nicht Arm in Arm oder Hand in Hand gelaufen, sondern da eher so einfach nebeneinander und immer so ein bisschen den Schein waren, als ob das einfach nur eine Freundschaft ist. Und das tat mir natürlich auch für meinen Freund leid. Und ja, ich hatte darauf auch einfach keine Lust. Ich hatte es ein bisschen satt und deswegen habe ich dann gesagt, ich würde es gerne machen. Würde gerne sozusagen mein Coming out haben im Handball als aktiver Spieler. Das war mir besonders auch wichtig, weil für mich gab es damals nicht wirklich Vorbilder.

Julia: Die gibt es ja auch nicht.

Lucas: Genau. Und das war mir irgendwie wichtig, da vielleicht auch 1 zu sein, damit man sieht, dass es auch in der ersten Liga möglich ist.

Julia: Wie lange hast du überlegt ob du das machst? Also es klingt jetzt so ein bisschen trotzig auch ich hatte einfach keinen Bock und dann mache ich das jetzt so, aber manchmal, es ist ja mit vielen Konsequenzen verbunden, es muss ja auch gut durchdacht sein, haben die Leute abgeraten vielleicht auch?

Lucas: Nee, tatsächlich nicht. Also ich hatte das für mich so im Kopf gesetzt und meine Familie haben natürlich gesagt, Oh, bist du dir sicher, so aber ich so. Ja, ich bin mir da sicher und dann macht das ist doch schön und haben wir natürlich alle viel Mut auch zugesprochen. Und fanden es super und da hatte ich eben auch nen guten Background.

Julia: Und dann lese ich auch überall nur, dass es ganz viel Unterstützung gab, sogar aus der Handball Nationalmannschaft, von deiner Mannschaft sowieso.

Lucas: Genau.

Julia: Was also dann am Ende tatsächlich nicht so schlimm, wie du es dir vorgestellt hast? Oder gab es auch Negatives?

Lucas: Es gab ein paar kleine negative Kommentare, mal n Brief oder ähnliches der an der Geschäftsstelle angekommen ist aber das war nicht wirklich der Rede wert, muss ich sagen, weil die konnt ich an zwi Händen abzählen und das ist schon im Gegensatz oder im Background dahinter stehen dann einfach unzählige Tausende positive Feedbacks, Kommentare wo ich sage okay das Verhältnis ist für mich eindeutig positiv oder nur positiv und von daher war es für mich die absolut richtige Entscheidung, die ich jederzeit wieder so treffen würde. Manchmal denke ich mir, hättest du vielleicht schon eher machen können, das ist noch der einzige Punkt wo ich sage, ja vielleicht, aber alles braucht seine Zeit, sage ich mir dann auch wieder und ich habe da meine Zeit gebraucht und ich denke es war gut.

Julia: Und deine Beziehung hat es hat es quasi verkraftet, diese Aufmerksamkeit. Ihr seid zusammen, dein Beruf hat es nicht geschadet, ich glaube, das ist was die meisten denken also du bist weiter bei deinem Verein, die sagen sogar, du darfst bis zur Rente bleiben, habe ich gelesen. Der SC DHfK möchte, dass du immer da bleibst. Deine Sponsoren sind geblieben, also es hat sich ja auch im Prinzip, also bis auf das, dass es jetzt raus ist, nichts verändert in dem Leben. Und trotzdem hat es dir keiner nachgemacht. Seit Oktober 22.

Lucas: Bis jetzt noch nicht. Also es gibt einen norwegischen Handballspieler, der das auch gemacht. Im gleichen Jahr aber wie ich. Aber sonst? Leider bis jetzt niemand. Vielleicht kommt ja da noch was auf uns zu im Mai? Ich bin gespannt.

Julia: Im Mai okay, das heißt du hast schon Kontakt auch und redest vielleicht auch anderen gut, gut zu und kannst ein bisschen berichten von deinen Erfahrungen.

Lucas: Ja, das auf jeden Fall. Es schreiben ja auch ab und zu ein paar jungen Spieler, die gerade so ein bisschen damit hadern. Und da bin ich natürlich immer gerne Ansprechpersonen, Ansprechpartner und ja, Mai ist, was ich gerade angesprochen habe, eher im Fußball soll da was kommen, wurde gemunkelt, mal gucken ob das passiert oder nicht?

Julia: Spannend! Aber es ist doch gut, dann bist du Lgbtqi Berater jetzt im Profisport.

Lucas: Ja, wer hätte das gedacht?

Julia: Wenn dein Verein sagt, er will dich bis zur Rente behalten, kannst du dir das vorstellen? Vielleicht nicht als aktiver Spieler, aber wie ist das so? Die Bundesliga ist ja groß, was sind so die Pläne, die Ziele, die du dir noch gesetzt hast für die Zukunft jetzt.

Lucas: Natürlich war für mich noch ein Ziel, irgendwie international auch zu spielen. Wäre natürlich perfekt, wenn man das mit Leipzig schafft. Das ist immer gerade so ein steiniger Weg, der nicht so einfach ist.

Julia: Also von Leipzig aus?

Lucas: Genau. Ist immer so international wollen viele Mannschaften spielen bei uns in der Bundesliga und da ist alles sehr eng und da entscheiden kleine Punkte. Das ist eben manchmal so.

Julia: Aber du zu einem anderen Verein oder zu einem internationalen Verein in ein anderes Land, kannst du dir das vorstellen?

Lucas: Könnte ich mir vorstellen, war jetzt aber erstmal. Nicht geplant, aber sag niemals nie. Manchmal geht es irgendwie schneller im Sport, im Profibereich als man denkt, da muss man irgendwie auch flexibel sein und offen und spontan und ich denke, das bin ich und dann schauen wir einfach mal.

Julia: Du hast schon gesagt, dass du bei Meißen aufgewachsen bist, dann nach Leipzig gezogen mit 16 ja schon aufs Sportinternat, seitdem wohnst du hier. Wie ist Leipzig für dich, würdest du sagen, ist deine deine Heimat oder Wahlheimat oder wie erlebst du die Stadt so, in der du ja so eine wichtige Rolle spielst, im Verein aber in der du ja auch ganz normal lebst?

Lucas: Leipzig ist schon auf jeden Fall meine Heimat beziehungsweise Wahlheimat. Ich wollte ja auch nach Leipzig hier aufs Sportinternat gehen und ich meine das spricht glaube ich auch für Leipzig und den Verein, dass ich seit 2010 hier bin und 14 Jahre einfach auch nicht weggegangen bin bis jetzt. 14 Jahre also jetzt.

Julia: Vielleicht kommen noch irgendwas, aber Leipzig verändert sich ja auch so wahnsinnig viel.

Lucas: Ja, sehr moderne und stets dem Wandel offene Stadt.

Julia: Ich war 7 Jahre mal weg und hab es ja kaum kaum wiedererkannt. In der Zwischenzeit. Also ich aber mich hat es auch wieder zurückgezogen, weil ich finde Leipzig ist so, hat so ne einzigartige Mischung irgendwie an Entspanntheit, Aufgeregtheit.

Lucas: Und aber eben auch Natur finde ich auch immer ganz, ganz wichtig und einfach auch so leben drin, junges leben, es blüht. Auch schön auf immer in Leipzig.

Julia: Am nächsten Stopp steigen wir aus. Und du hast dein Training heute schon hinter dir?

Lucas: Ja, vielleicht werde ich jetzt dann, also heute Abend, noch mal selbstständig in den Kraftraum gehen.

Julia: Ach, das geht auch. Wie viel trainiert man denn am Tag?

Lucas: Am Tag entweder ein oder zwei Trainingseinheiten plus Videositzung und dann kommen ab und zu noch so ein paar kleine PR-Termine dazu, aber das war es dann auch schon.

Julia: Okay und was ist deine Lieblingsübung beim Sport oder beim Training?

Lucas: Ich bin tatsächlich ein sehr guter Läufer und ich laufe sehr gern. Deswegen würde ich fast sagen, wenn wir laufen, bin ich eigentlich auch happy im Training.

Julia: Und die Hassübung? Also Kraftsport machst du gerne habe ich schon gehört.

Lucas: Schon, Hassübungen habe ich eigentlich gar nicht so richtig.

Julia: Gar keine?

Lucas: Na ja, Handball ist Handball.

Julia: Siehste ja gut, Lucas Krzikalla es war mir eine große Freude, dass wir uns kennengelernt haben und eine Runde zusammen Straßenbahn gefahren sind und jetzt steigen wir alle in die nächste Straßenbahn und...

Lucas: ...Fahren wieder zurück. Bis bald hat mich sehr gefreut. Ciao.

LVB Sprecherin: Nächste Haltestelle Leipziger Bus und Bahngeflüster der Podcast unterwegs mit den LVB.

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