17 aus 49: Gewinnzahlen für Leipzig
von Simone Liss | 11.02.2022
von Simone Liss | 25.05.2022
Nachhaltig, klimaneutral und kosteneffizient – so zu arbeiten, schaffen Honigbienen.
Carolin Lätsch beim Öffnen des Bienenstocks.
Ihr „Produkt“ ist in Leipzig in aller Munde. Plagwitz, Lindenau, Probstheida, Connewitz – mittlerweile gibt es Honig aus vielen Stadtteilen. Produktmanager sind Imker wie Carolin Lätsch (27), Mattes Scheftelowitz (43) und Daniel Eckardt (34). Alle drei arbeiten in der Leipziger Gruppe und sind nicht nur Erntehelfer für ihre eigenen Bienenvölker, sondern auch für die Bienenvölker der Leipziger Stadtwerke. Gerade haben die drei Hobbyimker gut zu tun – denn nach der Frühlingblüte ist nun Erntezeit der Frühtracht.
Mattes Scheftelowitz (l.) und Daniel Eckardt.
Mit dem Smoker hält Carolin Lätsch ihre Bienen im Zaum.
Carolin Lätsch betreut derzeit drei Bienenvölker, Mattes Scheftelowitz und Daniel Eckardt sind die Herren von sieben Bienenvölkern. Jedes Volk, das im Sommer bis zu 40.000 Bienen zählt, produziert etwa 30 Kilogramm Honig im Jahr. Seine Gewinnung ist echte Handarbeit, schwer und nicht ganz ohne Nervenkitzel. Bienen sind wehrhafte Tiere und ihr Gift kann starke Schmerzen verursachen. „Ich habe mich für Carnica-Bienen entschieden. Diese Rasse ist sehr friedlich und gleichzeitig fleißig“, erklärt Carolin Lätsch.
Eine Biene auf der Blüte eines Apfelbaums.
Für ein 500-Gramm-Glas Honig fliegen die Sammlerinnen manchmal bis zu 120.000 Flugkilometer und bestäuben dabei, je nach Trachtangebot, bis zu fünf Millionen Blüten. Für ein 500-Gramm-Glas Honig kann man gut und gerne von 54.000 Stunden Gesamtarbeitszeit ausgehen. „Das ist nicht nur ein Gewinn für alle Stadtimker, sondern auch für alle Leipziger Kleingärtner. Je mehr Bienen unterwegs sind und ihre Obstbäume
bestäuben, desto höher auch ihre Ernte“, sagt Carolin Lätsch.
Eine Delikatesse: Honig der Leipziger-Stadtwerke-Bienen…
In Städten gibt es oft ein breiteres Futterangebot für Bienen als auf dem Land, wo intensiv genutzte Äcker wenig Biodiversität aufweisen. „In Städten wie Leipzig gibt es viele Kleingartenanlagen, Parks, Blühwiesen auf Unternehmensgeländen – wie am Stadtwerke-Standort Südost in Connewitz –, Balkone, Verkehrsinseln und Grünanlagen mit Blühpflanzen. Für die Bienen ist die Stadt ein einziger großer Biosupermarkt“, sagt Carolin Lätsch und ergänzt: „Stadthonig bedeutet kurze und damit umweltfreundliche Anfahrtswege für die Imker, kein Transportstress für die Bienen und eine weitestgehend große Nektar- und Pollenvielfalt im Honig – für Biene und Mensch. Bleiben die Bienen am gleichen Standort, haben sie in aller Ruhe Zeit, sich zu entwickeln und ihren Honig zu bearbeiten.“
Blick in das Innere eines Bienenstocks, der bis zu 12 Rähmchen enthält.
Was alle Imker fasziniert? Ob Unwetter, Feuer oder Eindringling: Statt in Schockstarre zu verfallen, suchen Honigbienen Lösungen. In Windeseile können sie umschulen, Strukturen verändern, Aufgaben neu verteilen. Was wir gerade jetzt in der Corona-Krise von den Bienen lernen können? Nicht Rangordnungen und Funktionen zählen, sondern bedingungslose, lebenslange gegenseitige Hilfe. Abwechselndes Füttern, Putzen, Heizen und Kühlen sind anschauliche Beispiele für das Motto der Bienen: Ich helfe anderen, damit auch mir geholfen wird.
Dies zu beobachten, bereitet Carolin Lätsch viel Freude. „Bienen geben nicht nur Honig und leisten einen enormen Beitrag für unsere Umwelt. Sie strahlen auch viel Ruhe aus. Das merke ich, wenn ich nach einem stressigen Tag im Büro am Flugloch des Bienenstocks stehe und höre, wie es summt. Alle arbeiten zusammen, jeder weiß, was er zu tun hat und das Ergebnis ist süß.“
Die Bienenstöcke der Leipziger Stadtwerke.
… dass eine Honigbiene täglich bis zu 1000 Blüten bestäubt?
… dass eine Bienenkönigin jährlich etwa 120.000 Eier legt?
… dass ein Bienenvolk für 500 Gramm Honig umgerechnet dreimal um die Erde fliegt?
… dass eine Bienenlarve bereits nach sechs Tagen das 500-fache ihres Ausgangsgewichts wiegt?
… dass Bienen die Erträge der Obstbauern um bis zu 80 Prozent steigern?
Der Landesverband der sächsischen Imker zählt 4508 Züchter mit 37.377 Völkern. „Der erste Schritt, um tiefer in die Imkerei einzusteigen, ist ein Imkerkurs. Ich kann den Imkerkurs des sächsischen Imkerverbandes empfehlen. Der theoretische Teil ist hier breit gefächert. Für den praktischen Teil der Völkerführung im Jahresverlauf gibt es verschiedene Möglichkeiten“, sagt Carolin Lätsch. Sie engagiert sich zudem bei Leipzig summt! e.V., einem lokalen Verein, der sich mit verschiedensten Projekten für die Vielfalt wildlebender Insekten in Leipzig einsetzt. Alle, die Interesse haben, im Schaugarten der Initiative zu gärtnern oder zum Beispiel bei Social Media zu unterstützen, können sich unter info@leipzig-summt.de an das junge Team wenden und Kontakt aufnehmen.