Ukraine-Hilfe: Stadt und Leipziger Gruppe starten Crowdfunding-Aktion
von Simone Liss | 03.03.2022
von Simone Liss | 08.03.2022
Spendensammlungen, Hilfsinitiativen, Solidaritätsaktionen: Der Krieg Russlands in der Ukraine und das Leid der Menschen haben in Leipzig eine Welle der Unterstützung ausgelöst.
Im Kohlrabizirkus werden gerade Sachspenden sortiert und transportfertig gemacht.
Die Handballer des SC DHfK Leipzig feierten am Sonntag nicht nur mit einer wichtigen Friedensbotschaft auf der Brust einen Sieg gegen die SG Flensburg-Handewitt: Es konnte auch eine Spendensumme von 25.000 Euro an diesem Tag generiert werden. Auch die ZSL Betreibergesellschaft mbH stellte ihre gesamten Catering-Erlöse von 9.000 Euro vom Spieltag für die DHfK-Spendenaktion zur Verfügung. Das Krystallpalast Varieté Leipzig hat die Ticket-Einnahmen in Höhe von 7.500 Euro aus seiner ausverkauften ersten Show nach dem Lockdown komplett an die „Ukraine-Hilfe“ der Stadt Leipzig und der L-Gruppe gespendet. Zwei Transporter und ein Van voller Sachspenden sind das Ergebnis einer spontane Spendenaktion am Johannes-Kepler-Gymnasium im Leipziger Südwesten sowie am Musikalisch Sportlichen Gymnasium/Rahn Education.
Gehhilfen, Verbandsmaterial, Medikamente – dies alles wird jetzt besonders gebraucht.
Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine sind nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 1,5 Millionen Menschen aus dem Land geflüchtet. Es handele sich um die am schnellsten eskalierende Vertriebenenkrise in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg, so die UN. Kommunen in ganz Deutschland reagieren darauf – auch Leipzig. Am Mittwoch (9. März) nimmt im Neuen Rathaus ein Ankommenszentrum für ukrainische Flüchtlinge, die nicht in einer Erstaufnahme-Einrichtung versorgt werden, seine Arbeit auf. Hier werden insbesondere die Dienstleistungen des Amts Bürgerservice, des Referats für Migration und Integration, des Sozialamts und der Ausländerbehörde gebündelt. Schutzsuchende Menschen, die aus der Ukraine eingereist sind, erhalten dort alle Serviceangebote aus einer Hand – von der Beratung über die Anmeldung und die Bearbeitung aufenthaltsrechtlicher Anträge bis hin zu Sozialleistungen. Das Zentrum befindet sich in der Unteren Wandelhalle und steht montags bis freitags von 9 und 15 Uhr zur Verfügung.
Um Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine schnell und unbürokratisch helfen zu können und ihr Ankommen in Leipzig zu organisieren, hat die Stadtspitze jetzt ein entsprechendes Sonderbudget in Höhe von neun Millionen Euro beschlossen. Der Stadtrat entscheidet voraussichtlich in seiner Sitzung am kommenden Dienstag (15. März) über die Eilvorlage. Für die Unterbringung der Flüchtlinge in Leipzig werden allein 4,5 Millionen Euro eingeplant. Weitere drei Millionen Euro sollen genutzt werden, um Schutzausrüstung, Medikamente und andere Hilfsgüter zu beschaffen und in die Ukraine zu verteilen.
Selbst Krankenhausbetten sind im Kohlrabizirkus abgegeben worden.
Nicht genug der Hilfe. Morgen (9. März) öffnet um 8 Uhr das neue Sammel-Zentrum Leipzig Nord auf dem Gelände der Leipziger Stadtwerke (Einfahrt über Roscherstraße 24) seine Pforten. Großspenden von Unternehmen oder anderen Institutionen werden dort entgegengenommen. Organisatoren sind die Stadt Leipzig und die Leipziger Gruppe, unterstützt von vielen Partnern. „Gesammelt werden institutionelle Hilfsgüter, wie beispielsweise Medizin oder technische Geräte. Sie werden in unsere Partnerstadt Krakau gebracht und von dort aus in die Ukraine“, sagt Ulrich Hörning, Verwaltungsbürgermeister der Stadt Leipzig.
Das Lager ist der zentrale Punkt für die von der Stadt Leipzig und den beteiligten Unternehmen direkt für die Hilfe-Kette Leipzig – Krakau – Lemberg beschafften medizinischen, humanitären und technischen Hilfsgüter. Privatspenden werden dagegen in der Sammelstelle Kohlrabizirkus, An den Tierkliniken 42, täglich von 7 bis 17 Uhr (Halle S 3/Südhalle) entgegengenommen. Hier sortieren der Leipziger Unternehmer Miroslav Chemerys und seine vielen freiwilligen Helfer Sachspenden – gerade vor allem Hygieneartikel und Medikamente. „Was die Menschen jetzt vor Ort dringend brauchen, sind hochkalorische, haltbare Lebensmittel, Wasser und medizinisches Equipment“, sagt Chemerys. Er hat seine Wurzeln in der Ukraine und Familie und Freunde im Kriegsgebiet. Die Organisation und der Transport der Spenden helfe ihm gerade, nicht vor Sorge den Verstand zu verlieren. Dass sich so viele Bürger und Unternehmen der Stadt solidarisch zeigen, gebe ihm Kraft.
„Als Leipziger Gruppe agieren wir in Sachen Ukraine-Hilfe in enger Abstimmung mit der Stadt und haben in hohem Tempo unsere Kabellager-Halle auf dem Kraftwerksgelände Nord als Sammelstelle für Großgüter hergerichtet“, ergänzt Karsten Rogall, Geschäftsführer der Leipziger Gruppe und der Stadtwerke. Das Sammelzentrum Leipzig Nord ist telefonisch erreichbar unter 0341 121 8030 (wochentags von 8 bis16 Uhr) sowie per Mail unter Sammelzentrum.Leipzig.Nord.Stadtwerke@L.de. Das Verbindungsbüro befindet sich in einem Büro-Wagen direkt vor Ort am Standort und ist auch Ansprechpartner für alle Zulieferer und die Logistik ins Krisengebiet. Im benachbarten alten Speisesaal wurden zudem 20 Büroräume für Hilfsvereine beziehungsweise Partner eingerichtet (20 Arbeitsplätze, stabiles Netzwerk, Kaffeeautomat). „Wir stehen in direktem Kontakt mit dem Vorstand des Vereins Leipzig helps Ukraine“, so Rogall.