Einfach, praktisch, gut – die Schwimmhalle vom Typ "Anklam"
Haben Sie auch in Anklam Schwimmen gelernt? Wahrscheinlich ja. Von 1968 bis 1971 wurden in Leipzig neun sogenannte Volksschwimmhallen vom Typ „Anklam“ gebaut. Sie gehören auch heute noch zum Stadtbild – immerhin sechs von ihnen sind noch in Betrieb. Die Schwimmhalle Mitte wurde pünktlich zum Jubiläum saniert und erweitert. Zum großen 25-Meter-Becken kommt ein Anbau mit Flachwasserbereich dazu.
Sechs von neun Schwimmhallen des Typs „Anklam“ sind in Leipzig in Betrieb. Die Übersicht:
Schwimmhalle |
Lage |
Eröffnung |
---|---|---|
Kirschbergstraße 84 in Gohlis-Süd |
1968 |
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Kolmstraße 63 in Stötteritz |
1968 |
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Kleiststraße 54 in Eutritzsch |
1969 |
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Schönefelder Allee 26 in Schönefeld-Abtnaundorf |
1969 |
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Hans-Driesch-Straße 52a in Leutzsch |
1969 |
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Tarostraße 10 in Zentrum-Südost |
1970 |
Die Schwimmhallen Südwest II (Plagwitz, Antonienstraße, Eröffnung: 1971) und Süd I (Connewitz, Arno-Nitzsche-Straße, Eröffnung: 1969) wurden am 15. Juli 2004 nach einem Ratsbeschluss geschlossen. Auf dem Gelände in der Antonienstraße wurde das „Sportbad an der Elster“ errichtet, das Objekt in der Arno-Nitzsche-Straße wird gewerblich genutzt. Auf dem Gelände der einstigen Schwimmhalle Südwest I (Großzschocher, Arthur-Nagel-Straße, Eröffnung: 1968) – hier steht nur noch eine Ruine – sollen bis zum Schuljahr 2020/21 eine Grundschule und eine Sporthalle entstehen.
Ursprünglich war der Bau von zehn Volksschwimmhallen in Leipzig geplant, immerhin neun wurden tatsächlich gebaut – so viele wie in keiner anderen Stadt. Anlass für den „Schwimmhallen-Boom“ vor etwa 50 Jahren waren das 5. Deutsche Turn- und Sportfest und der 20. DDR-Geburtstag im Jahr 1969. Der Bau der Volksschwimmhallen wurde zum Gemeinschaftsprojekt – denn die Baubetriebe hatten mit dem Wohnungsbauprogramm alle Hände voll zu tun. Verschiedene Volkseigene Betriebe wurden deshalb eingebunden, selbst Anwohner oder Mitglieder von Vereinen leisteten Aufbaustunden. Der Standort der Hallen wurde jeweils in die Nähe eines Betriebes verlegt, der als „Patenbetrieb“ auf möglichst kurzem Weg die notwendige Wärmeenergie lieferte. Unter Leitung des Architekten Eitel Jackowski hatte der VEB Leipzig Projekt den entscheidenden Entwurf erarbeitet – der Prototyp entstand dann 1968 im mecklenburgischen Städtchen Anklam.
Die Becken waren 25 Meter lang, 12,50 Meter breit und 1,80 Meter tief.
Der Termindruck beim Bau war gewaltig – nicht alle Details wurden demzufolge wie geplant umgesetzt. Und auch die Kosten waren letztendlich höher als gedacht. Eigentlich sollte die Grenze von einer Million Mark nicht überschritten werden. Im Vergleich zu den heutzutage für eine Schwimmhalle notwendigen Investitionen waren die „Anklam“-Bauten freilich ausgesprochen preiswert.
Unter kommunaler Regie entstanden nach der Wende zwei neue Hallenbäder. Die „Grünauer Welle“ (Stuttgarter Allee 7) wurde am 20. März 1999 eröffnet, die Kosten betrugen rund 22 Millionen DM. Eigentlich hatte die DDR-Führung dem „neuen Stadtteil“ schon Anfang der achtziger Jahre eine Schwimmhalle versprochen. Der Grundstein wurde dann aber erst im Dezember 1997 gelegt – 26 Jahre nach dem Komplett-Neubau eines städtischen Hallenbades, damals natürlich vom Typ „Anklam“. Unter anderem sorgen sechs 25-Meter-Bahnen, ein Flachwasserbecken, ein Kinderplanschbecken, ein Whirlpool und ein Saunabereich für großen Freizeitspaß.
Das für knapp zehn Millionen Euro errichtete „Sportbad an der Elster“ wurde im Frühjahr 2008 auf dem Gelände der ehemaligen und im Sommer 2004 geschlossenen Volksschwimmhalle Südwest II (Antonienstraße 8) eröffnet. Am 28. März diesen Jahres feierte das am meisten besuchte Leipziger Sportbad seinen zehnten Geburtstag. Es ist mit acht 50-Meter-Bahnen (zwei Meter Tiefe) ausgestattet und somit Leipzigs größte Schwimmhalle. Ein Flachwasserbecken bietet zudem beste Voraussetzungen für Wasserkurse und Kinderschwimmen.
„Diese Hallen haben eine klare Struktur. Sie sind technisch und gestalterisch gelungen, zeichnen sich durch eine hohe Funktionalität aus“, sagt Diplom-Ingenieur Bert Hoffmann. Mehr Lob geht eigentlich nicht. Der Architekt ist Spezialist in Sachen Schwimmhallen und mit der Bauconzept Planungsgesellschaft mbH für die Maßnahmen in der Schwimmhalle Mitte in der Kirschbergstraße zuständig. „Es kommt freilich auf die Pflege an – aber im Prinzip kann man eine solche Halle noch über viele Jahrzehnte erhalten“, meint Hoffmann.
Feiern unsere Enkel vielleicht einmal den 100. Geburtstag der einstigen „Badewannen fürs Volk“? Möglich. Denn grundsätzlich, so Hoffmann, sei ein Abriss teurer, als mit Sanierung die Funktionalität zu erhalten. Die Herausforderung besteht vor allem in veränderten Anforderungen: Einst wurde bei 23 oder 24 Grad Celsius Wasser-temperatur und ebensolcher Hallentemperatur geschwommen – heutzutage sind 28 Grad Celsius im Wasser und weitere zwei Grad mehr Lufttemperatur gewünscht.
Er sei selbst in etwa der Jahrgang dieser Schwimmhallen, meint Hoffmann mit einem Augenzwinkern. Vielleicht gerät er auch deshalb bei einigen Details ein wenig ins Schwärmen: „Bei diesem Typ geht einfach alles.“ Man könne das Becken beispielsweise mit Fliesen, Edelstahl oder Folie auskleiden. Auch das Öffnen des Baukörpers für Anbauten sei gut möglich.
Die Historie der Leipziger Freibäder beginnt ein ganzes Stück, bevor die „Anklam“-Hallen erbaut wurden. Die älteste noch genutzte Badeanlage Leipzigs ist das Schreberbad. Es wurde vor über 150 Jahren erbaut und ist Anlaufpunkt für Jung und Alt im Herzen der Stadt.
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