
Kurz darauf wurden im Muldental hydrologische Untersuchungen durchgeführt. 1907 erwarb der Rat der Stadt Leipzig das erforderliche Schutzgebiet für die Wasserfassungen im Gebiet der Muldenaue zwischen Eilenburg und Wurzen, einschließlich der Bauerngüter. Fünf Jahre später nahm das Wasserwerk Canitz seinen Betrieb auf – es ist bis heute das größte der Leipziger Wasserwerke.
Aber auch die vereinte Leistung der drei Großwasserwerke reichte auf Dauer nicht aus. Nach umfangreichen hydrologischen Untersuchungen wurde 1936, nördlich vom Canitzer Werk, mit dem Bau des Wasserwerkes Thallwitz begonnen, der 1943 vollendet wurde.
Heute wird die Region Leipzig zu drei Vierteln aus der Eigenversorgung der Leipziger Wasserwerke durch die vier Großwasserwerke Canitz, Thallwitz, Naunhof 1 und Naunhof 2 versorgt.


Luftaufnahme des Wasserwerkes Naunhof
Die Hebung des Grundwassers erfolgt durch rund 35 Brunnen. Grundwasser ist von besonderer Bedeutung für die Trinkwasserversorgung, weil es in der Regel von Natur aus rein von gesundheitsgefährdenden Stoffen ist. Die Ursache dafür liegt in der langen Passage des Wassers durch die verschiedenen Bodenschichten, die zum einen Schmutzstoffe herausfiltern und zum anderen Minerale an das Wasser abgeben. Grundwasser bietet damit beste Voraussetzungen für eine schonende Trinkwasseraufbereitung ohne viel Chemie.
In der Stadt Leipzig sind 15 dieser historischen Wasserriesen zu finden. Aufgrund ihrer Höhe schaffen sie ein künstliches Gefälle und sorgen so für den notwendigen Druck im Leitungsnetz. Neben ihrer Funktion für die Trinkwasserversorgung beeindrucken sie auch heute noch durch ihre Architektur. Die Wassertürme sind aktiv in die Wasserversorgung in der Region eingebunden. Sie haben die Aufgabe, den Wasserdruck in den versorgten Gebieten konstant zu halten bzw. zu stabilisieren.
Die Leipziger Wasserwerke betreiben insgesamt noch drei Wassertürme in Engelsdorf (Bj.:1913), Probstheida (Bj.:1907) und Zwenkau (Bj.:1904).
Die Wassertürme in Wahren (Bj.: 1916), Böhlitz-Ehrenberg (Bj.: 1912), Borsdorf (Bj.: 1929) und Schkeuditz (Bj.: 1909) oder auch die Zwillingstürme in Möckern (Bj.: 1897 und 1903) wurden aus wirtschaftlichen Gründen außer Betrieb genommen, stehen aber nicht zum Verkauf.
Ein Unterscheidungskriterium der Türme ist die Größe des Wasserbehälters im „Kopf“ der Türme. Diese reichen von 300 Kubikmeter in Borsdorf, 500 Kubikmeter in Schkeuditz oder Böhlitz-Ehrenberg, bis hin zum größten Wasserbehälter im Wasserturm Probstheida mit 1.500 Kubikmetern.
Mit dem Anschluss zahlreicher Gemeinden rund um Leipzig stieg der Wasserbedarf in den Jahren zwischen 1889 und 1891 stark an. Einige Orte lagen höher als das bisherige Versorgungsgebiet. Durch den steigenden Wasserverbrauch und die geografische Lage der neuen Versorgungsgebiete sank der Wasserdruck in den Leitungen rapide.
Wassertürme sollten den notwendigen Druck der Wasserversorgung sichern. Im Jahre 1897 wurde der erste Leipziger Wasserturm in Möckern mit 350 Kubikmetern Fassungsvermögen in Betrieb genommen. Ein zweiter Turm in Möckern mit gleicher Speichermenge wurde 1903 errichtet.
Der Wasserturm Probstheida ging 1907 in Betrieb. Vis-à-vis des Völkerschlachtdenkmals ist er mit rund 1.500 Kubikmetern Fassungsvermögen der größte unter Leipzigs oberirdischen Wasserspeichern.
Bis zum Zweiten Weltkrieg war der Wasserturm noch über 65 Meter hoch, dann wurde das spitze Dach zerstört. Heute misst der Turm „nur“ noch 53 Meter. Der Wasserbehälter im Turminneren ist aus Stahl, ca. 11 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 14,5 Metern. 2024 ging der Turm in den Ruhestand. Nun sorgen Pumpen für den notwendigen Druck im Leitungsnetz.
Der letzte aktive Wasserturm der Leipziger Wasserwerke steht in Zwenkau.