Wie Ökolandbau und Trinkwasser in Leipzig zusammengehören
Seit über 100 Jahren gewinnt Leipzig in Canitz Trinkwasser und Bodenvorräte
Am ersten Tag der Öko-Feldtage am 18. Juni zeigten mit über 360 Ausstellenden so viele Unternehmen wie noch nie, was sie an innovativer Technik, Sortenvielfalt und Methoden des Wassermanagements zu bieten haben. Der sächsische Landwirtschaftsminister Georg-Ludwig von Breitenbuch eröffnete die Öko-Feldtage.
Carsten Veller, Leiter Kommunikation und Netzwerk von den Öko-Feldtagen ist sehr zufrieden mit dem Start der Outdoormesse. „Diese Öko-Feldtage geben wieder in einem hofangepassten Konzept auf über 30 Hektar Ausstellungsfläche Antworten auf die drängenden Fragen in der Landwirtschaft: Allem voran, wie wir mit unseren Wasservorräten umgehen und wie wir sie schützen“, sagt Veller und ergänzt: „Die mehr als 5.000 Besucher und Besucherinnen am ersten Veranstaltungstag haben sich bei uns informiert, wie eine klimaresiliente Wirtschaftsweise funktionieren kann: von wasserschutzgerechten Fruchtfolgen über extensive Rinderbeweidung zur Landschaftspflege bis zum energieeffizienten Einsatz von Landtechnik. Die Vorführflächen für Maschinen, autonome Roboter und KI-gesteuerte Technik waren am ersten Tag besonders stark frequentiert und zeigen, wie zukunftsfähig die Landwirtschaft ist und den Spagat zwischen moderner Technik und Tradition schafft.“
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wasserguts Canitz gaben zudem Einblicke in ihre besondere Bewirtschaftungsform, mit der sie Tierwohl, Wasserschutz, Artenschutz, Klimaschutz und -anpassung miteinander in Einklang bringen.
Darüber hinaus zeigten die zahlreichen Innovationsbeispiele vom Laserjätroboter in Gemüsefeldern bis zur Unkrautbekämpfung mit gezielt applizierten Wasserstrahlen im Grünland, welche Innovationskraft die Branche aufweist.
Nicht von ungefähr lautet das Schwerpunktthema in diesem Jahr Wassermanagement: 30 Kilometer vor den Toren Leipzigs wird in zwei Großwasserwerken ein beachtlicher Teil des Trinkwassers für die gesamte Region gefördert. Das Wassergut Canitz sorgt als Tochterunternehmen der Leipziger Wasserwerke mit seiner nachhaltigen Bewirtschaftung der Flächen für beste Grundwasservorräte. Auf den Öko-Feldtagen wird gezeigt, wie innovative Ansätze den nachhaltigen Umgang mit dieser wertvollen Ressource unterstützen können. Es gibt Fachvorträge und Podiumsdiskussionen rund um Wasser und Wassermanagement. Praxisnah werden innovative Bewässerungsmethoden und Technologien vorgeführt und auf den Flächen der Ausstellenden neue Ansätze und Ideen sowie Produkte für den Betrieb präsentiert.
Als Tochterunternehmen der Leipziger Wasserwerke wurde die Wassergut Canitz GmbH im Jahr 1994 gegründet. Wichtigstes Ziel des Unternehmens ist der Schutz der Trinkwasserressourcen im Einzugsgebiet der Wasserwerke in Canitz, Thallwitz, Naunhof. Umweltschonung und Bodenfruchtbarkeit stehen dabei im Mittelpunkt.
Auf insgesamt 880 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche – einem Areal größer als 1.000 Fußballplätze – werden dort pflanzliche und tierische Ökoprodukte erzeugt. Dies geschieht ohne den Zusatz von chemisch-synthetischen Düngemittel. So wird sichergestellt, dass keine Verunreinigungen in das Trinkwasser gelangen. Davon sind 718 Hektar Ackerfläche und der Rest Grünland.
Und dieses Prinzip des Trinkwasserschutzes trägt Früchte. Die Wassergut Canitz GmbH ist ein zertifizierter Musterbetrieb für den ökologischen Landbau. Durch die gezielt umweltschonende Bewirtschaftung der besonders empfindlichen und für die Brunnen der Wasserwerke wesentlichen Flächen konnten die Nitratwerte im Grundwasser inzwischen erheblich gesenkt werden.
Strategie der Leipziger Wasserwerke ist es, den Schutz des Grundwassers in den Wassereinzugsgebieten der Wasserwerke zum Beispiel durch Einflussnahme auf die Landnutzung zu gewährleisten.
Deshalb entschieden sich die Wasserwerke im Jahr 1992 für die Umstellung wesentlicher Flächen im Wassereinzugsgebiet mit zuvor konventionell-intensiver Landnutzung auf ökologischen Landbau. Das Prinzip der Vorsorge ist nicht zuletzt aus Kostensicht wirtschaftlicher, als eine nachträgliche, technische Wasserreinigung mittels einer Nitrateliminierungsanlage.
Das Ziel dieser Maßnahme ist die weitgehende Vermeidung landwirtschaftsbedingter Grundwasserbelastung. Hiermit verband sich die Vorstellung, dass der durch Rahmenrichtlinien definierte ökologische Landbau die aus wasserwirtschaftlicher Sicht günstigste Form der landwirtschaftlichen Flächennutzung darstellt.
Die Durchführung des ökologischen Landbaus im Wasserschutzgebiet Canitz/Thallwitz bestätigt die Erfahrungen in anderen Wasserschutzgebieten, wonach der ökologische Landbau unter Nutzung intensiven Zwischenfruchtanbaus, einer geeigneten Fruchtfolgegestaltung und relativ geringen Wirtschaftsdüngereinsatzes zu einer Reduzierung der potenziellen Nitratauswaschungsgefahr beiträgt.
Ökologischer Landbau bringt reiche Ernte. Mit der Umstellung auf umweltschonenden ökologischen Landbau begann im Wassergut Canitz eine neue Epoche. Die Folgen der Landwirtschaft mit wenigen Natur-Strukturen und einem von Nitraten und Pflanzenschutzmitteln belasteten Rohwasser galt es zu beseitigen. Inzwischen gliedern artenreiche Baumgruppen die Äcker. Die Gehölze dienen als Brut- und Lebensraum für Vögel und Raubinsekten, die wiederum die Schädlingsbekämpfung übernehmen. Auf den Feldern der Wassergut Canitz GmbH wachsen humusmehrende und humuszehrende Pflanzen in ausgewogenem Verhältnis heran. Das ist wichtig, denn im Öko-Landbau sind chemische Pflanzenschutzmittel tabu.
Die landwirtschaftlich gut nutzbare Hochterrasse im mittleren Muldental zählt zur erweiterten Trinkwasserschutzzone. Hier gedeihen Getreide, Futterpflanzen, Zuckerrüben, Gemüseerbsen, Zwiebeln und Kartoffeln. Die Grünlandbereiche auf der Hoch- und Niederterrasse dienen als Weideland für Mutterkühe. Durch die Viehhaltung verfügt die Wassergut Canitz GmbH über wertvollen organischen Dünger für die Ackerflächen.
Auf dem Weideland der Wassergut Canitz GmbH grasen Kühe von April bis November artgerecht auf natürlichem Grünland und sorgen so ganz nebenbei für die biologische Düngung. In den Wintermonaten finden sie in Boxenlaufställen mit Tiefstreu Unterschlupf. Das Futter kommt vom eigenen Hof und die Ställe bieten beste Bedingungen zur artgerechten Haltung. Die Tiere sollen natürlich aufwachsen und möglichst viele Kälber zur Welt bringen. Nur so ist die Rentabilität gesichert.
Rund 80 Tiere werden pro Jahr verkauft. Dabei spielt die Produktqualität eine entscheidende Rolle. Denn, dass die Tiere bei der Wassergut Canitz GmbH artgerecht aufgezogen werden und gesund sind, sorgt letztlich auch bei Verbrauchern für ein gutes Gefühl.
Das ELER-finanzierte Vorhaben dient mit geeigneten Maßnahmen dazu, Lebensräume bzw. Biotope anzulegen und zu erhalten. Dies ist eng mit dem Artenschutz verbunden, da geschützte oder gefährdete Arten durch die Wiederherstellung oder Entwicklung von Lebensstätten, z.B. Hecken, gefördert werden. Das Wassergut Canitz führt im Rahmen des Vorhabens eine Heckensanierung in Canitz durch. Dies bedeutet, dass die Hecke abschnittsweise durch „Auf den Stock setzen“ verjüngt wird. Somit wird die Funktion der Gehölze für den Arten- und Biotopschutz gesichert, da eine Überalterung der Bestände verhindert wird.
Grundlage für die Gewährung der Zuwendung ist die Förderrichtlinie Natürliches Erbe (FRL NE/2023, Teil 1, ELER-finanzierte Vorhaben, A.1, Biotopgestaltung und Artenschutz).
Die Wassergut Canitz GmbH unterzieht sich jährlich Zertifizierungen, unter anderem der Ökokontrolle gemäß § 29 Absatz 1 der Verordnung (EG) Nr. 834/2007, welche durch die Kontrollstelle: DE-ÖKO-006 ABCert AG (Martinstr. 42-44, 73728 Esslingen)durchgeführt wird. Dabei führt die Wassergut Canitz GmbH die Kontrollnummer DE-SN-006-14835-AD.
Das Wassergut Canitz gehört zum Netzwerk Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau. Es bietet das ganze Jahr über Einblicke in den Hofalltag und die ökologische Landwirtschaft unter der Prämisse des Trinkwasserschutzes.
Das Netzwerk ist ein Projekt des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖL) – initiiert und finanziert durch das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat. Mehr Infos zu den Demonstrationsbetrieben Ökologischer Landbau finden Sie auf: